Hallo Alle, ich finde die ganze Diskussion und Tips hier über Takten und die Steuerung von WPs, über thermischen Abgleich, sowie den Aufbau von Heizkreisläufen sehr Interessant und wichtig. Vor allem wenn das Heizungssystem sub-optimal aufgebaut ist (wie bei @Guennie), sind diese Tips sehr wertvoll. Mir fehlt in diesem Thread aber die Abschätzung welche Takte möglich sind und wie es grundsätzlich überhaupt möglich ist eine Heizungsanlage auch für den Betrieb einer überdimensionierten WPs aufzubauen und passend zu betreiben. Im Neubau sollte die FBH dazu üppig nach dem flow30 Prinzip ausgelegt werden, d.h. lieber ein paar Meter Rohr und ein paar Kreisläufe mehr sowie ein etwas dickeres Verteilersystem um den Durchfluss zu erhöhen. Konkret zitiert: Maximal 30 Grad Vorlauftemperatur in allen Heizkreisen Maximal 30 mbar Druckverlust im schlechtesten Heizkreis Maximal 30% Längenunterschied zwischen kürzestem und längstem Heizkreis Maximal 30% der Heizkreise mit Einzelraumreglern Minimal 30 mm Rohrdurchmesser für die Anbindung der Heizkreisverteiler Die WP überträgt dadurch ihre Leistung über mehrere Stunden ganz direkt und ungestört ohne Puffer und Mischer an den Speicher der FBH oder BKA. Mit RLT-Steuerung kann man dabei leicht eine Hysterese von <2K erreichen was eine angenehm gleichbleibende optimale RT von <±1K ermöglicht. Die Steuerung funktioniert dann ganz simple über die Heizkennlinien, Hysteresen und Heizgrenze mit den Bordmitteln der WP - auch wenn diese überdimensioniert ist. Mein um 50% überdimensionierte WP z.B. überträgt bei einem 2K-Heizzyklus etwa 24kW Wärme an die FBH ohne Puffer und ERR, was bei einer minimalen Leistung von 2,4kW (real eher 3kW) bis zu 10 (8) Stunden dauert. Dieses Beispiel gibt auch einen Rahmen für eine erste Abschätzung die jeder WP-Besitzer machen sollte: Passt die in einem Heizzyklus meiner WP übertragene Wärmemenge zu der Kapazität meines Puffers entsprechend angestrebter Temperaturerhöhung? Zur Berechnung: Estrich und Beton haben nach abgerundet eine Wärmekapazität von 0,6kW/Km³. Diesen Wert einfach mit Fläche, Aufbauhöhe und der Temperaturdifferenz der Hysterese multiplizieren um eine grobe Abschätzung für die in einem Heizzyklus zu übertragene Wärme zu gewinnen. Die Dauer des Heizzyklus ergibt sich entsprechend der minimale WP-Leistung. Z.B: FBH mit 120m² synchron aktiver Heizfläche a 7,5cm Aufbauhöhe mit einer angenehmen Hysterese von 2K: 0,6kW/Km³ * 120m² * 0,075m * 2K = 10,8kW. Bei minimal WP Leistung bei 10°C AT ergibt sich bei der Vitocal 200-S D.09 mit 6kW eine Heizzyklus von etwa 1:45h, bei Vitocal 200-S D.08 mit 3,8kW etwa 3:00h. An der Berechnung kann man auch einfach sehen welche Wirkung eine Reduzierung der aktiven Heizfläche auf die Taktlänge hat - halbe Heizfläche doppelte Zahl der Takte. Man sieht auch wie störend sich ERRs dadurch auswirken können, dass sie Ihre Wärmeanforderung nicht synchronisieren. Genau so kann eine Unterteilung in mehre nicht synchronisierte und sich gegenseitig nicht ausgleichende Heizkreisläufe problematisch sein - die Zirkulation zwischen den Stockwerken und Räumen sorgt bei abgeschaltetem Verdichter nämlich für den Wärmeausgleich. Dabei wird über die Durchflussmenge und nicht die Temperatur gesteuert. Keep it simple! Passt die beobachtet Zykluslänge dimensionsmäßig also nicht mit der Zykluslänge nach Berechnung zusammen, muss man der Ursache auf den Grund gehen und versuchen die Wärmeanforderungen zu synchronisieren sowie die übertragene Wärmemenge zu optimieren. Das Stilllegen der ERRs und ein thermische Abgleich sind hier ein hervorragendes Mittel die meisten Ursachen zu beheben. Die flow30 Prinzipien geben aber weitere Hinweis wo man suchen muss, da diese nur im Zusammenspiel dazu ausgelegt sind den Volumenstrom zu sichern und die thermischen Kurzschlüsse sowie das damit verbundene Takten zu unterbinden. Dieses hier zu diskutieren geht aber wohl zu weit. Gruss Gwyn
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