Hallo Mitglieder,
im Rahmen der aktuellen Situation plane ich, meine alte Ölheizung (ca. 30 Jahre alt) gegen eine WP von Viessmann auszutauschen. Ein Berater von Next4home (welche für Viessmann vermitteln) hatte mir zu einer Vitocal 250-A geraten. Meine Eckdaten:
Hausbaujahr: 1963
Keine Fußbodenheizung, alle Räume (150 m^2) über Radiatorenheizkörper beheizt
Bisher Ölheizung (30 Jahre alt) mit jährlichem Verbrauch von 3000 l.
Energieausweiß des Hauses besagt Klasse F, Endenergiebedarf 163 Kwh/(m^2*a)
Keine PV Anlage
Warmwasser auch über Heizung
Nun ist meine Frage, ob ich den Schritt wagen soll.
Bisher habe ich eine Vorlauftemperatur von 65°C und bei mir war es immer hinreichend warm.
Der Berater hat gesagt, dass er einen Energiebedarf von ca 5000 kWh jährlich für die neue o.g. WP für realistisch hält.
Leider bin ich (überhaupt) kein Fachmann, aber das halte ich für zu gering, da man bei großzüger Rechnung mit ineffektiver Ölheizung mindestens 25000 kWh pro Jahr und somit eine JAZ von 5 ansetzen müsste, aber solche guten Werte habe ich für die o.g. WP (Wasser-Luft-WP) nicht gefunden.
Ich habe auch den Test auf niedrigere Vorlauftemperatur nicht vollzogen, was in diesem Forum oft angeraten wurde.
Mir geht es (wie vielen hier) um zwei zentrale Dinge: 1. Hinreichend gute Heizleistung auch bei niedrigen Außentemperaturen (ist bei mir aber auch mindestens 10 minus, das ist aber auch im tiefsten Winter sehr selten, ich wohne in Bergisch Gladbach). 2. Überschaubare Kosten (sollten jährlich 3000€ nicht überschreiten)
Ist ein genereller Rat zur Umstellung auf o.g. Heizung möglich? Wenn ja, mit welchen laufenden Kosten kann ich rechnen? Wenn nein, was würdet ihr in meiner Situation machen? Brauche ich überhaupt so hohe Vorlauftemperaturen und wenn nicht, was sollte ich stattdessen wählen)?
Liebe Grüße! Lars
Zuallerst ermitteln, mit welcher Vorlauftemperatur es noch immer ausreichend warm wird. Logischerweise sollte es dafür draussen um die Null°C haben. Anzustreben ist eine Vorlauftemperatur von max. 50°C. Gerne auch darunter. Werden die Räume gar nicht ausreichend warm, müssen die Heizflächen vergrössert werden. in sehr kleinen Räumen könnte man auch über eine Infrarotheizfläche nachdenken.
Ohne Kenntnis der maximal nötigen Vorlauftemperatur wird ein Wärmepumpeneinbau zu einem teuren Glücksspiel.
Ich hatte eine ähnliche Situation. Meine über 30 Jahre Ölheizung war abgängig. Mein Haus (Bj. 1990) mit einer Grundfläche von ca. 160m2 wird über Radiatoren beheizt. Eingebaut ist nun eine Sole/Wasser-WP.
Vor dem Einbau habe ich die nötige Vorlauftemperatur ermittelt. Vor drei Jahren hatten wir am Niederrhein im Februar eine Woche mit durchgängig niedrigen Temperaturen von -6 bis -8 C, was für hiesige Verhältnisse schon sehr kalt ist. Unter diesen Verhältnissen benötigte das Haus für eine Raumtemperatur von 22 C eine Vorlauftemperatur von max. 45 C. Also habe ich den Schritt (noch vor dem Krieg) gewagt.
Und es funktioniert. Die Vorlauftemperatur liegt nun (bei bislang relativ mildem Wetter) unter 40 C. Die Soletemperatur beträgt hier ca. 7 C. Der Temperaturhub ist damit kleiner als 35 C. Die von der Wärmepumpe ausgegebenen Jahresarbeitszahlen betragen für die Heizung 4,9 und die WW 3.7 (Achtung: nur in grober Näherung, meist zu optimistisch).
Maßgeblich ist für mich der Energieverbrauch: Die Ölheizung benötigte im langjährigen Mittel 2000 l Heizöl (entsprechend ca. 20.000 kWh, der Stromverbrauch der WP beläuft sich bislang auf ca. 4.000 kWh.
Wirtschaftlich betrachtet ist die Sache nicht wirklich. Aber vor dem Hintergrund meiner abgängigen Ölheizung, der fehlenden Alternative - Erdgas gibt es hier nicht - und der oft zitierten Ökologie bereue ich den Schritt nicht.
Ich empfehle vorab das Lesen der Fraunhofer-Studie über WP im Bestand. Auf die Installateure würde ich mich nicht verlassen - kein wirkliches Verständnis im Bereich WP, aber dafür mehr Interesse am Abschöpfen der Subventionenen .
Ich würde denken,Tom54, du hast alles richtig gemacht,
Und das die Anlagenicht unbedingt wirtschaftlich läuft, liegt vor allem an der unmöglichen Energiepolitik. Die Grünen sind ja der Ansicht, dass Energie teuer sein muss, weil der Deutsche sonst nicht sparsam damit umgeht.
Wir alle wissen aber, dass jeder, der für sein Geld arbeiten geht, schon zusieht, dass er nicht zuviel Energie bezahlen muss.
Hallo @Flipperlars ,
ich möchte mich meinen "Vorschreibern" anschließen mit ein paar Ergänzungen. Ich habe den gleichen Schritt "von Ölheizung zu WP mit (hauptsächlich) Radiatorheizkörpern" vor ca. 1,5 Jahren selbst gewagt. Vorher habe ich auch mein Haus und meine Heizungsanlage mit der Ölheizung getestet.
Und hier meine "wichtige"(?) Ergänzung: Du musst nicht nur die Heizkurve und damit die Vorlauftemperatur der Ölheizung runterdrehen (soweit, dass es gerade noch ausreichend warm ist), sondern Du musst auch die Thermostate an den Heizkörpern voll aufdrehen und die Heizung nachts durchlaufen lassen. Die Temperatur im Haus wird dann nicht mit den Thermostaten geregelt, sondern mit den Einstellungen der Heizkurve. Das alles trägt dazu bei, die Vorlauftemperatur runterzukriegen und den Betrieb, wie er dann mit der WP sein wird, zu simulieren. Testen kannst Du das dann schön in der nächsten Heizperiode.
Übrigens: Während meiner "Testheizperiode" ging auch der Ölverbrauch runter.
Das eine ist, an seinem eigenen Haus zu testen, ob es so wie es ist (also ohne Investitionen in Dämmung und z.B. bessere Heizkörper oder Fußbodenheizung) WP-tauglich ist. Das andere (spätere) ist, die richtige Leistungsstärke der benötigten WP zu bestimmen. Und hier gilt auf keinen Fall: Viel hilft viel. Leider sind hierbei die gelernten Öl- und Gas-Heizungsinstallateure nicht immer auf dem aktuellen Stand für eine richtige WP-Dimensionierung. Man kann sich darauf leider nicht verlassen. Inzwischen denke ich: Lieber eine etwas zu klein dimensionierte WP als (um Gottes Willen) eine zu leistungsstarke. Aber das Thema steht bei Dir ja erst dann an, wenn Du den Test "Ist mein Haus, so wie es ist, schon WP-tauglich" erledigt hast.
Ich wage mal einen optimistischen Tipp ins Blaue: Ja, es ist.
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