Hallo liebe Viessmann-Experten,
ich versuche gerade mich ein wenig in die Heizungstechnik "einzudenken" und habe ein paar Fragen. Wir (meine Freundin und ich) wohnen seit Nov/2016 in einem kleinen Reihenmittelhaus, das Teil einer Wohngemeinschaft ist (Grundstück geteilt nach WEG). Die insgesamt 16 Wohneinheiten werden von einer Technikzentrale aus mit Heizung/Warmwasser versorgt, in den Wohnungen selbst findet man nur ein paar Sperrhähne und den Wärmezähler sowie einen Plattentauscher. Wichtig ist hierbei nämlich noch, dass es pro Haus jeweils nur eine (!) Zuleitung für Heizung/WW zusammen gibt. Wird im Haus Warmwasser abgenommen, so wird die Wärme vom Heizkreis auf den Wasserkreis getauscht.
In der Technikzentrale ist eine Vitodens 200-W (WB2C) verbaut, es hängt ein Speicher dran und es gibt auch Solarkollektoren auf den Dächern einiger Parteien. Bei genügender Einstrahlung wird hierdurch zusätzlich Wärme in zwei weiteren Speichern bereitgestellt. Die Heizung arbeitet im witterungsgeführten Betrieb, es sind nur Heizung Vor/Rücklauf und Gas angeschlossen.
Seit ca. 3 Monaten zickt die Heizung öfter rum und steigt irgendwann komplett aus. Am Anfang mit einem F2-Fehler, inzwischen aber komplett ohne Fehlermeldung. Ein- und wieder Ausschalten bringt ein paar Stunden/Tage und dann muss wieder jemand loslaufen und die Heizung neu starten. Unser Heizungsbetrieb (Fachpartner von Viessmann) war dran und hat eine stärkere Pumpe eingebaut (Verdacht: Volumenstrom zu gering, evtl. Verkalkung/Verstopfung). Hat nichts gebracht, und das letzte Mal war der Kundendienst von Viessmann da. Beim Durchmessen keinen offensichtlichen Fehler gefunden, es wurde die "Steuerung" (?) getauscht...ebenfalls keine Besserung und wir warten erneut auf einen Termin.
Irgendwie regelt sich die Heizung selbst kaputt und "taktet sich zu Tode". Ich habe zufällig vorhin mal die Informationen der Heizung ausgelesen: alleine in den letzten 45h seit letztem Reset wurden über 6500 Brennerstarts gezählt! Das scheint mir zuviel und schlägt sich sicher auf den Verbrauch nieder...oder seht ihr das anders?
Dieses Problem findet man in den entsprechenden Foren sehr häufig, und ich habe zahlreiche dieser Beiträge gelesen. Grund für den Fehler ist meist eine Art "Überdimensionierung" der Anlage bzw. die Leistung wird nicht rechtzeitig abgenommen/abgeführt, z.B. weil die interne Pumpe nicht richtig arbeitet (Fühler Außentemperatur defekt). Den dort gegebenen Hinweisen zur Fehlersuche und -beseitigung könnte man natürlich jeweils nachgehen. Ich bin aber an der Diskussion des Problems auf einer "Meta-Ebene" interessiert. Für mich besteht das Grundproblem schon länger (quasi seit Inbetriebnahme der Anlage 2013) und zeigt sich erst jetzt durch die beobachtbaren Aussetzer. Der Unterschied gegenüber den oben erwähnten Artikeln ist bei uns ja, dass wir die Heizung nicht (ausschließlich) für das direkte Heizen von Räumen benutzen, sondern davon auch immer (pro Haus) die Energie für das Warmwasser abgezweigt werden muss.
Vor diesem Hintergrund nun meine folgenden Fragen:
Ist unter den oben aufgeführten Umständen der Betrieb einer witterungsgeführten Anlage überhaupt sinnvoll? Sollte man nicht vielmehr die Warmwasseraufbereitung abschalten (dies scheint bei der Vitodens nicht möglich zu sein) und die Außentemperatur festnageln indem man den Temperaturfühler durch einen entsprechenden Widerstand ersetzt? Anschließend biegt man die Heizkennlinie so hin, dass die gewünschten 65C Vorlauftemperatur gut erreicht werden und insgesamt genügend Leistungsreserve vorhanden ist...für den Fall dass doch einmal zwei Leute gleichzeitig Duschen möchten. Was wir eigentlich bräuchten, denke ich, wären Einstellungen, die einen ganz normalen, klassischen Brennereinsatz (Flamme macht Kessel warm) simulieren...
Als erste Abhilfe gegen die "Takterei" habe ich die Maximalleistung auf 65% reduziert. Trotzdem schießt die Kesseltemperatur in manchen Heizphasen über die 88C und der Brenner schaltet ab. Gehe ich mit der Leistung höher, wird dieses Überschwingen stärker...innerhalb einer Minute steigt die Kesseltemperatur von z.B. 65C auf 84C, schießt erneut übers Ziel hinaus und der Brenner ist aus. Kurze Abkühlphase (2min), die Temperatur fällt auf unter 65C, und der Brenner steigt wieder ein...ad infinitum. Wie kann man dieses Überschwingen reduzieren?
Laut den Aussagen eines Nachbarn soll dieses Takten aber völlig normal sein? Es gibt angeblich in der Heizung selbst einen Minispeicher (5l) der immer mit Wasser befüllt wird, und wenn dieses genügend aufgeheizt wurde, wird das Wasser in den eigentlichen Speicher gepumpt? Falls ja, verstehe ich leider nicht wie die Heizung überhaupt arbeitet. Für mich würde sich daraus eine Trennung zwischen dem Heizkreis "In der Heizung" (interner Minispeicher) und dem Heizkreis "Vitodens<-->Speicher" ergeben...damit wüsste die Heizung ja gar nicht wieviel Wärme gerade angefordert wird, bzw. könnte nicht so "ins Schwingen" geraten. Kommentare bzw. Erklärungen für einen "einfachen E-Techniker"?
Gibt es zu der Heizung eine Art "Blockschaltbild" aus dem die Grundfunktionen hervorgehen? Damit meine ich dass man erkennen kann welche Regelstrecken/-kreise intern existieren und welche Eingangs- bzw. Ausgangsgrößen diese haben. Mich würde z.B. zu der Heizkennlinie interessieren ob diese lediglich in die Berechnung der Solltemperatur eingeht...oder die Neigung der Kennlinie auch das Heizverhalten an sich beeinflusst. Ich versuche ganz allgemein zu verstehen nach welchen Prinzipien die Anlage arbeitet.
Hier noch ein paar Codierungen, die ich ausgelesen habe...in der Hoffnung, dass nötige Informationen darunter sind:
Allgemein
00:3
8f:0
7f:1
51:0
Kessel
2F:0
24:0
23:0
21:0
Heizkreis 2
a5:5
fb:60
fa:20
f9:-14
f8:-5
f2:8
f1:0
c6:75
c5:55
Kennlinie
Neigung 1.6
Niveau 29K
Weitere Details liefere ich auf Anfrage gerne nach.
Vielen Dank im voraus für alle Antworten und hilfreichen Beiträge.
Viele Grüße,
Dirk
P.S.: Ich habe oben geschrieben "einfacher E-Techniker"...damit meine ich "ein normaler Dipl.-Ing. ETechnik", ohne Vertiefungsrichtung Regelungstechnik. Ich habe lediglich die 2 Semester Grundvorlesung RT1+2 "genossen". 😉
Gelöst! Gehe zu Lösung.
Hallo Dirk,
dann versuche ich mich als "einfacher Dipl.-Ing. der Versorgungstechnik" mit ausreichender Berufserfahrung mal an dieser komplexen Aufgabenstellung (traut sich ja sonst keiner der sonst so fixen "Experten"), kann Ihnen aber jetzt schon sagen, dass sie in keinem "Expertenforum" im ganzen WWW eine abschließende und zufriedenstellende Lösung finden werden. Dafür ist die von Ihnen verbal und laienhaft geschilderte Anlage viel zu komplex, um mittels "Ferndiagnose" eine exakte Fehleranalyse mit Lösungsvorschlag zu erstellen.
Ich kann Ihnen aber schon jetzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass hier kein (echtes) regelungstechnisches Problem, sondern ein hydraulisches Problem vorliegt, dass man durch diverse Eingriffe in die Regelung "verschlimmbessert" hat. Der (auch hier erfolgte) Versuch mittels einer größeren Umwälzpumpe hydraulische Mängel auszugleichen, ist bekannt, führt aber erfahrungsgemäß zu einer Verschlimmerung der Probleme.
Selbst die optimalste Regelstrategie schafft es nicht, eine mangelhafte Hydraulik zu kompensieren, da man nicht die Ursache sondern nur die Symtome "bekämpft".
Insofern ist es auch nicht nötig, tiefer in das Regelungskonzept des Kessels einzusteigen, den die funktioniert schon richtig, wenn sie richtig parametriert ist - UND - die Hydraulik der Anlage stimmt.
Nur soviel: die Brennerleistung eines modulierenden Brenners ist (meist) abhängig von der Regelabweichung vom Sollwert der Vorlauf- und/oder der Differenz zur Rücklauftemperatur.
Sie sagen leider nichts zur Kesselleistung und zur eingesetzten Regelung. Deshalb kann ich zu Ihren Angaben der Parameter auch nur Vermutungen anstellen, da mir vermutlich auch nicht die richtige Serviceanleitung vorliegt, um die Parameter richtig einzuordnen und einzuschätzen. Gehe ich aber von den üblicherweise und mir bekannten Parametern der Fa. Viessmann aus, liegt da schon einiges im Argen.
Alleine die die Einstellung der Steilheit 1,6 und Parallelverschiebung um 29 K lässt "tief blicken". Und nein - eine ordentliche Anlage MUSS NICHT und wird nicht "tackten".
Und ja - bei einer Anlage mit 24 Wohneinheiten, bei der die Beheizung des (Trink-)Wassers (TWW) über nachgeschaltete Wärmeaustauscher erfolgt, macht eine witterungsgeführte Regelung nicht wirklich Sinn.
Ich versuche das einmal mittels einiger Annahmen deutlich zu machen und damit meine berechtigte Annahme einer mangelhaften oder fehlerhaften Hydraulik herauszustellen:
24 WE - Leistungsbedarf je WE für TWW = mind. 20 kW, Vorlauftemperatur vom Heizkessel mind. 60 °C
Bedeutet, dass der Kessel zu jeder Zeit (ohne Berücksichtigung einer Gleichzeitigkeit, aber wer will die festlegen und entscheiden, wann wer duschen darf?) zwischen 0 und 480 kW Leistung mit einer Vorlauftemperatur von mind 60 °C zur Verfügung stellen müsste. Das schafft kein Kessel mit seiner internen Pumpe. Wobei allerdings auch wichtig zu wissen wäre, wie die Wärmeaustauscher der WE hydraulisch eingebunden sind.
Hier ist die Verwendung eines Pufferspeichers (der wohl vorhanden ist?), der zugleich die Funktion einer hydraulischen Weiche übernehmen muss sowie der Einsatz mind. einer Sekundärpumpe zwingend erforderlich. Und mit einem Fühler im Speicher ist es da auch nicht getan. Kann die Regelung des Kessels aber mehr Fühler verarbeiten? I.d.R. bei der vermuteten Regelung nicht, was dann wiederum ein paar "Kunstgriffe" erfordert.
Die ganz große Unbekannte sind die zwei genannten Speicher der Solarzuheizung!
Wie sind die hydraulisch und regelungstechnisch eingebunden? Auch da kann eine Menge falsch gemacht werden.
Wie Sie sehen, alles sehr komplex. Ohne detailliertere Angaben zum Kessel, der Regelung und den Komponeten ist das hier alles "Kaffesatzlesen".
Wenn Sie dazu nähere Angaben machen und Hydraulikschemen mit Leistungsangaben zur Verfügung stellen, schau ich da gerne noch einmal drüber, aber erwarten Sie (von mir) bitte keine kostenlose Komplettlösung.
Das ist eine echte ingenieurtechnische Aufgabe mit einem nicht unbedeutenden Aufwand.
MfG
Hallo Dirk,
dann versuche ich mich als "einfacher Dipl.-Ing. der Versorgungstechnik" mit ausreichender Berufserfahrung mal an dieser komplexen Aufgabenstellung (traut sich ja sonst keiner der sonst so fixen "Experten"), kann Ihnen aber jetzt schon sagen, dass sie in keinem "Expertenforum" im ganzen WWW eine abschließende und zufriedenstellende Lösung finden werden. Dafür ist die von Ihnen verbal und laienhaft geschilderte Anlage viel zu komplex, um mittels "Ferndiagnose" eine exakte Fehleranalyse mit Lösungsvorschlag zu erstellen.
Ich kann Ihnen aber schon jetzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass hier kein (echtes) regelungstechnisches Problem, sondern ein hydraulisches Problem vorliegt, dass man durch diverse Eingriffe in die Regelung "verschlimmbessert" hat. Der (auch hier erfolgte) Versuch mittels einer größeren Umwälzpumpe hydraulische Mängel auszugleichen, ist bekannt, führt aber erfahrungsgemäß zu einer Verschlimmerung der Probleme.
Selbst die optimalste Regelstrategie schafft es nicht, eine mangelhafte Hydraulik zu kompensieren, da man nicht die Ursache sondern nur die Symtome "bekämpft".
Insofern ist es auch nicht nötig, tiefer in das Regelungskonzept des Kessels einzusteigen, den die funktioniert schon richtig, wenn sie richtig parametriert ist - UND - die Hydraulik der Anlage stimmt.
Nur soviel: die Brennerleistung eines modulierenden Brenners ist (meist) abhängig von der Regelabweichung vom Sollwert der Vorlauf- und/oder der Differenz zur Rücklauftemperatur.
Sie sagen leider nichts zur Kesselleistung und zur eingesetzten Regelung. Deshalb kann ich zu Ihren Angaben der Parameter auch nur Vermutungen anstellen, da mir vermutlich auch nicht die richtige Serviceanleitung vorliegt, um die Parameter richtig einzuordnen und einzuschätzen. Gehe ich aber von den üblicherweise und mir bekannten Parametern der Fa. Viessmann aus, liegt da schon einiges im Argen.
Alleine die die Einstellung der Steilheit 1,6 und Parallelverschiebung um 29 K lässt "tief blicken". Und nein - eine ordentliche Anlage MUSS NICHT und wird nicht "tackten".
Und ja - bei einer Anlage mit 24 Wohneinheiten, bei der die Beheizung des (Trink-)Wassers (TWW) über nachgeschaltete Wärmeaustauscher erfolgt, macht eine witterungsgeführte Regelung nicht wirklich Sinn.
Ich versuche das einmal mittels einiger Annahmen deutlich zu machen und damit meine berechtigte Annahme einer mangelhaften oder fehlerhaften Hydraulik herauszustellen:
24 WE - Leistungsbedarf je WE für TWW = mind. 20 kW, Vorlauftemperatur vom Heizkessel mind. 60 °C
Bedeutet, dass der Kessel zu jeder Zeit (ohne Berücksichtigung einer Gleichzeitigkeit, aber wer will die festlegen und entscheiden, wann wer duschen darf?) zwischen 0 und 480 kW Leistung mit einer Vorlauftemperatur von mind 60 °C zur Verfügung stellen müsste. Das schafft kein Kessel mit seiner internen Pumpe. Wobei allerdings auch wichtig zu wissen wäre, wie die Wärmeaustauscher der WE hydraulisch eingebunden sind.
Hier ist die Verwendung eines Pufferspeichers (der wohl vorhanden ist?), der zugleich die Funktion einer hydraulischen Weiche übernehmen muss sowie der Einsatz mind. einer Sekundärpumpe zwingend erforderlich. Und mit einem Fühler im Speicher ist es da auch nicht getan. Kann die Regelung des Kessels aber mehr Fühler verarbeiten? I.d.R. bei der vermuteten Regelung nicht, was dann wiederum ein paar "Kunstgriffe" erfordert.
Die ganz große Unbekannte sind die zwei genannten Speicher der Solarzuheizung!
Wie sind die hydraulisch und regelungstechnisch eingebunden? Auch da kann eine Menge falsch gemacht werden.
Wie Sie sehen, alles sehr komplex. Ohne detailliertere Angaben zum Kessel, der Regelung und den Komponeten ist das hier alles "Kaffesatzlesen".
Wenn Sie dazu nähere Angaben machen und Hydraulikschemen mit Leistungsangaben zur Verfügung stellen, schau ich da gerne noch einmal drüber, aber erwarten Sie (von mir) bitte keine kostenlose Komplettlösung.
Das ist eine echte ingenieurtechnische Aufgabe mit einem nicht unbedeutenden Aufwand.
MfG
Hallo dirkbaechle,
anhand der Herstellnummer konnte ich die Anlage in unserem System finden.
Es handelt sich um einen Vitodens 200-W Typ WB2C mit max. 105kW Leistung. Weitere Anlagenkomponenten sind in der Anlagenstruktur leider nicht aufgeführt. Ebenfalls existiert auch kein Hydraulikplan (ID Schema) über diese Anlage.
Fakt: Am 27.03. ist ein zweiter Termin unsererseits vor Ort eingeplant. Hier soll die Hydraulik aufgenommen sowie die Fehlerursache eingegrenzt bzw. lokalisiert werden. Ungewöhnlich ist, dass die Anlage seit 2012 in Betrieb ist. Bis dato gab es keine registrierten Einsätze (außer 02/2017) unseres Technikers. Meine Vermutung liegt wie auch schon erwähnt wurde darin, dass hydraulisch mit der Wärmeabgabe bzw. Verteilung ein Problem vorliegt.
Ursachen dafür gibt es sicherlich genug. Auch eine geräteseitige Verkalkung an Verrohrung und Wärmetauscher sollte ausgeschlossen werden. VDI lässt Grüßen ;-)) Ich denke wir warten den Einsatz erst einmal ab.
Beste Grüße °ro