Wow, Achat, mit Deinen Infos zu diesem und dem thread "Betreff: Vitocell 100 CVAA-A 200L, Temperatur fällt nach..." kann ich mir endlich einen Reim auf das Geschehen hier machen. Deshalb noch einmal: vielen Dank!
"Wieso entspricht das Ergebnis nicht der Erwartung?"
Weil ich einen deutlicheren Temperaturabfall erwartet habe, wenn der Kessel Energie aus dem WW-Speicher "lutscht"; und weil ich mir den Temperaturabfall nach dem Starten der WW-Bereitung nicht erklären konnte. Jetzt aber ist es klar!
Ausgangslage:
Der Vitocell 100 CVAA-A 200L entnimmt das WW im Scheitelpunkt und führt das kalte Wasser am Boden zu, der Heizwendel ist in der unteren Hälfte, der Temperaturfühler in der Mitte auf Höhe des Heizungsvorlaufs, die Zirkulationsleitung endet im oberen Drittel (ob hier eine Schwerkraftbremse eingebaut ist, weiß ich nicht).
Beim Aufheizen wird durch die Anordnung des Heizwendels Konvektion im Speicher aufkommen und durch die damit verbundene turbulente Strömung eine gleichmässige Temperaturverteilung über die Höhe des Speichers erreicht. Wenn der Speicher ungestört in Bereitschaft bleibt, wird sich eine Temperaturschichtung einstellen, mit einem Gradienten, der von der verstrichenen Zeit abhängt. Gestört wird diese Schichtung evtl. durch die Zirkulation, erneutes Aufheizen, oder durch kräftig einströmendes Kaltwasser.
Das bedeutet aber, dass die Speichertemperaturanzeige (z.B. 50˚C) auf halber Höhe wenig aussagt; denn wenn die Schichtung ungestört ist, kann es durchaus sein, dass oberhalb des Temperaturfühlers 50 - 52˚C, unterhalb aber deutlich weniger (z.B. 35˚C) herrschen; das ergibt dann erheblich weniger Energie, als wenn durch eine vorherige Störung homogene 50˚C im Speicher sind.
Der dargestellte Fall "66:0, Programm "Aus", Kesseltemp. 60˚C, WW-Ist 52˚C; nach 6h40, WW-Ist 49˚C, Kesseltemp. 47˚C" lässt vermuten, dass der WW-Speicher zu Beginn gerade aufgeladen worden ist. Nun schalte ich die Heizung komplett aus. Der Heizwendel hat 6h40 Zeit, um durch Rezirkulation die Temperatur in der unteren Hälfte des Speichers kräftig zu senken, ohne dass der Temperaturfühler das mitkriegt. Die Temperaturschichtung im Speicher wird dadurch sehr stabil.
Nach dem Wiedereinschalten springt die die WW-Zirkulationspumpe an und bringt abgekühltes Wasser in das obere Drittel des Speichers ein. Die Temperaturschichtung wird dadurch gestört, der Speicherfühler meldet weniger als 47,5˚C, die Speicherladepumpe bringt zunächst aus der unteren Hälfte des Speichers abgekühltes Wasser in die Therme (mim. 25˚C!) bis der Brenner läuft, dann steigt die Kessseltemperatur wieder, mit etwas Verzögerung auch die Speichertemperatur.
Der schwer vorhersehbare Energiegehalt des Speichers (von 200l mit einer Mitteltemperatur von 52˚C bis geschätzt 40˚C) erklärt, warum ich einen Warmwassermangel nicht immer reproduzieren konnte. Da ich fast immer Dusche, war es meine Frau, die sich zunächst beschwert hat. Ich war fast schon soweit, es auf "Frauen und Technik" zu schieben (ok, dafür gehe ich ins den Knast). Achat, Du hast meine Ehe gerettet!
Falls jemand mitliest, der auf das Design Einfluss hat: Viessmann sollte den Parameter 66 in der Werkseinstellung auf 66:1 ändern und den Temperaturfühler im Speicher deutlich tiefer setzen. Es gibt hier sicher einen Zielkonflikt, doch in der jetzigen Konfiguration ist die Diskrepanz zwischen Nenn- und Nutzkapazität einfach zu groß.
Leider kommt eine solche Verbesserung für mich zu spät, doch Viessmann kann sich vielleicht Ärger mit Kunden ersparen.
"Etwas unklar ist einzig der Abfall der Speichertemperatur ganz am Schluss - wurde WW gezapft?"
Nein. Doch die App zeigt nur volle ˚C an. Außerdem können kurz nach dem Aufladen noch "WW-Wirbel" unterwegs gewesen sein, die sich noch nicht vermischt haben, und damit Schwankungen im 1˚C Bereich verursachen.
Sobald die Außentemperaturen nicht unter 10˚C fallen, werde ich versuchen meine "Speicherhypothese" zu verifizieren.