Hallo!
Wir sind im August von einer Viessmann Gastherme auf eine Vitocal 250-A Wärmepumpe umgestiegen; ich frage ob es dafür auch wie bei der Gastherme einen Innentemperatursensor gibt (laut Installateur nicht weil witterungsgeführt); mein Problem ist aber, dass wir südseitig relativ große Glasflächen in einem gut gedämmten Haus haben; an kalten aber sonnigen Tagen habe ich das Problem, dass sich aufgrund der Glasfläche alleine die Temperatur schon erhöht aber die Pumpe meint, es hat draußen eh nur zB 2 Grad und heizt voll rein; ich hab schon alle möglichen Einstellungen in der Heizkurve durch und auch die Sollraumtemperatur ist in der App nichtssagend niedrig, damit ich drinnen eine vernünftige Temperatur habe; ich denke ein Abgleich mit einer gemessenen Innentemperatur könnte da zielführend sein (ging bei der Gastherme auch problemlos gut); gibts den Sensor wirklich nicht und wenn ja, gibts einen Tipp zur Abhilfe?
Hallo ChWo,
ich gehe davon, dass Ihr eine Fußbodenheizung habt. Damit sollte die rein witterungs- und rücklaufgeführte Regelung der Innentemperatur machbar sein. Ich selbst habe bei mir vor 8 Jahren alle Einzelraumregler und Stellmotoren deaktiviert und halte über die Rücklaufreglung die Raumtemperatur mit einer Schwankung von 0,5 C.
Wichtig ist, dass an der Fußbodenheizung ein vernünftiger hydraulischer Abgleich gemacht wird. Damit wird die Durchflussmenge je Heizkreis (der FBH, nicht der WP) eingestellt und so die Wärmeabgabe in jeden Raum justiert. Weiter muss die Heizkurve und das Niveau an den Wärmebedarf deines Hauses angepasst werden. Bei einen gut gedämmten Haus Heizkurve 0,2 bis 0,3 und Niveau eher niedrig mit -2.
Da das Heizsystem träge reagiert, muss du dir nach Änderungen Zeit lassen und das Verhalten der Temperatur beobachten.
Mit witterungsgeführten Regelung der Rücklauftemperatur wird die Raumtemperatur nur indirekt geregelt, eine Absolut-Messung und Regelung ist nicht nötig,
Über die Einstellung der Heizkurve und des Niveau erklärst du, bildlich gesprochen, der Wärmepumpe den Wärmebedarf deines Hauses. Seigt die Rücklauftemperatur, erkennt die WP, dass die Leistung reduziert werden kann.
Wenn nun über die Südseite ein Wärmeeintrag über die Sonne erfolgt, reduziert sich von selbst die Wärmeabgabe aus der FBH in den Raum, da der Temperaturunterschied zwischen FBH und Raumtemperatur kleiner wird. Bei starker Sonneneinstrahlung kann sogar eine Wärmeeintrag über den Fußboden in die FBH erfolgen.
Beide Beispiele führen dazu, dass die Rücklauftemperatur steigt und die WP weniger leisten muss.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
Beste Grüße Ralf
Vielen Dank Inikum für die detaillierte Antwort (und Entschuldigung für die abwesenheitsbedingt späte Reaktion)
Vorab: ja, ich rede von einer reinen Fußbodenheizung; ich habe auch mittlerweile alle Ventile offen und eigentlich sollte der hydraulische Abgleich vom Installateur ordentlich gemacht worden sein, sogar die Umwälzpumpe wurde auf eine stärkere ausgetauscht - aber die Durchflussmenge scheint nicht über 2,5l hinausgehen zu wollen (was wäre hier ein vernünftiger Wert?)
Die Heizkurve haben wir auch mehrfach angepasst und wir sind aktuell auf Niveau 0/Neigung 0,8; wenn ich in der App dann ca. 19 Grad als gewünschte Raumtemperatur einstelle, lande ich bei ca. 22-23 Grad tatsächlich gemessener Raumtemperatur.
Ich hatte auch schon alle anderen Varianten probiert, u.a. auch ein Niveau -2, was aber dazu führte, dass gerade Fliesenböden für meine Frau schlichtweg zu kalt waren
Was ich nicht ganz verstehe ist: "Wenn nun über die Südseite ein Wärmeeintrag über die Sonne erfolgt, reduziert sich von selbst die Wärmeabgabe aus der FBH in den Raum, da der Temperaturunterschied zwischen FBH und Raumtemperatur kleiner wird." - es ist mir logisch nachvollziehbar, was Du hier beschreibst, aber ist der Baukörper/Fußboden nicht zu träge, um auf diesen Wärmeeintrag zeitnahe zu reagieren?
Und zum letzten Aspekt noch: ich verstehe aufgrund deiner Antwort, dass es keinen Innenraumtemperatursensor gibt?! (oder es gibt einen, ist aber in deiner argumentation nicht notwendigerweise einzusetzen?)
Vielen Dank!
Hallo ChWo,
eine WP lebt von langen Laufzeiten mit wenig Taktung. Nur dann kann diese effektiv arbeiten.
Gas und WP kannst du mit unterschiedlichen Fahrstilen beim Autofahren vergleichen.
Der 1. gibt zu viel Gas, fährt dicht auf und bremst dafür dauernd wieder ab.
Der 2 fährt vorausschauend, gibt nur soviel Gas wie nötig und muss damit auch weniger bremsen.
Die WP kannst du mit der Heizkennlinie und dem Niveau so anpassen, dass der Fahrstil 2 heraus kommt.
Du hast von Gas auf WP umgestellt, die FB-Heizung ist aber vermutlich nicht erneuert, denn dass würde einen neuen Estrich etc. bedeuten. Nun ist die Frage wie dicht deine Heizschlangen verlegt sind. Je dichter desto besser für WP geeignet, da niedrigere Vorlauftemperaturen notwendig sind als bei weiteren Anständen..
"Die Heizkurve haben wir auch mehrfach angepasst und wir sind aktuell auf Niveau 0/Neigung 0,8; wenn ich in der App dann ca. 19 Grad als gewünschte Raumtemperatur einstelle, lande ich bei ca. 22-23 Grad tatsächlich gemessener Raumtemperatur."
Hier benötigst du Geduld, nicht Stunden, sondern Monate. Du musst prüfen wie dein Haus auf die Änderungen reagiert. Bei Übergangszeiten, bei Frost etc.. Das geht nur mit Zeit, Zeit und nochmal Zeit.
Je niedriger die Kennlinie, desto weniger Energie schiebst du pro Zeiteinheit ins Haus, desto geringer die Taktung.
Ich hatte auch schon alle anderen Varianten probiert, u.a. auch ein Niveau -2, was aber dazu führte, dass gerade Fliesenböden für meine Frau schlichtweg zu kalt waren.
Auch dass ist Umstellung und Gewöhnung. Bei uns sagen die Besucher auch, der Boden wäre kalt.
Ich stelle diese dann ins Treppenhaus ohne FB und wieder retour, ergibt immer einen Aha-Effekt. Meine Meinung, eine gute Fußbodenheizung ist "Kalt" , nämlich kälter als unsere Körpertemperatur.
"Was ich nicht ganz verstehe ist: "Wenn nun über die Südseite ein Wärmeeintrag über die Sonne erfolgt, reduziert sich von selbst die Wärmeabgabe aus der FBH in den Raum, da der Temperaturunterschied zwischen FBH und Raumtemperatur kleiner wird." - es ist mir logisch nachvollziehbar, was Du hier beschreibst, aber ist der Baukörper/Fußboden nicht zu träge, um auf diesen Wärmeeintrag zeitnahe zu reagieren?"
Der Baukörper muss auch nicht reagieren, sondern soll seine Temperatur halten. Du hast bestimmt schon gemerkt, dass der Boden dort warm ist, wo die Sonne auf diesen trifft. Damit wird der Temperaturunterschied zwischen FBH und FB-Oberfläche geringer, ergo fließt weniger Energie.
"Und zum letzten Aspekt noch: ich verstehe aufgrund deiner Antwort, dass es keinen Innenraumtemperatursensor gibt?! (oder es gibt einen, ist aber in deiner argumentation nicht notwendigerweise einzusetzen?)"
Evtl, gibt es einen zukaufen und zu installieren (glaube aber nicht), ist aber auf jeden Fall unnötig, da (siehe oben) Fahrstil Nr. 1.
Das wäre Gas geben und, um nicht zu schnell zu werden , gleichzeitig die Bremse treten = ineffektiv.
Grüße Ralf
Vielen Dank Ralf für die ausführlichen Erläuterungen! Mein Take-away: Geduld haben 😉
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