Hallo Community,
seit Herbst 2018 haben wir in unserem Einfamilienhaus aus den 70ern eine neue Vitodens 200 Gastherme für die Heizung und Warmwasserbereitung. Im ersten Winter hat damit alles hervorragend funktioniert und ich war begeistert.
In diesem Winter macht die Therme viele Zicken, obwohl an der Anlage nichts verändert wurde. Das Problem war, dass die Heizungen nicht mehr wirklich warm wurden. Grund war, dass im Heizbetrieb die Kesseltemperatur auf knapp 28° fallen musste bis der Brenner startete. Dann heizte er innerhalb von Sekunden den Kessel auf, bis 83° Kesseltemperatur erreicht waren. Dann schaltete er wieder ab und das Spiel fing von vorne an. So haben wir nie mehr als 19° Raumtemperatur erreicht. Mit großem (mehrfachen) Einsatz unseres Heizungsfachbetriebs und der Viessmann-Hotline bekamen wir das Problem zumindest in den Griff mit diversen Einstellungen an der Therme (diverse Versuche mit Heizkennline, Zeitprogrammen, Raumtemperatureinstellung). Bedeutet, der Brenner läuft jetzt mehr oder minder durchgängig und die Kesseltemperatur pendelt in schlechten Zeiten zwischen 55° und 75°, in guten Zeiten ist sie fast konstant bei 65°. Damit erreichen wir im Haus zumindest konstante 20,5°, da der Brenner wenigstens durchgehend heizt.
Jetzt das Problem: Sobald der Brenner Warmwasser aufbereiten muss, kommt das fragile System durcheinander. Bei der WW-Bereitung wird die Kesseltemperatur durch den Brenner wieder rasant hochgebracht, bei knapp 70° "bremst er ab" (kann man hören und die Temperatur steigt langsamer), erreicht aber trotzdem die 83° und schaltet ab. Dann das Warten, bis die Kesseltemperatur wieder auf rund 40° gefallen ist. Dann geht es von vorne los. Dadurch dauert die WW-Bereitung extrem lange - und ist sicher nicht effizient.
Bis die Therme zurück in den Heizungsbetrieb geschaltet wird, sind die Heizkörper abgekühlt und die Kesseltemperatur fängt beim Heizen wieder ein großes Pendeln an. So braucht die Therme sehr lange, bis sie sich gefangen hat und konstant heizt. Außerdem sind wir immer am Rand zum Problem von oben.
Da wir ein 4-Personen-Haushalt sind - in dieser Zeit mit Arbeit von Zuhause und Kinderbetreuung daheim - wird über den Tag immer wieder Warmwasser gebraucht. Damit kann sich die Therme kaum auf das Heizen konzentrieren und wir schaffen nicht einmal mehr 20 Grad Raumtemperatur im Haus.
Wie kann ich denn die Einstellungen verändern, dass die WW-Bereitung besser läuft?
Meine Vorstellung ist, die WW-Bereitung so einzustellen, dass der Brenner entweder früher "bremst" und somit die 83° Abschalttemperatur nicht erreicht wird. Wie ginge das?
Oder alternativ die 83°-Grenze auf rund 90° erhöhen, damit der Brenner nicht mehr komplett abschaltet. Wie ginge das?
Ich freue mich auf jede Hilfe! Gerne genau beschrieben, da ich nicht wirklich ein Heizungsexperte bin. Mittlerweile habe ich aber viele Stunden vor der Therme verbracht und und finde mich mit genauen Beschreibungen ganz gut zurecht.
Vielen Dank und lieben Gruß!
Gelöst! Gehe zu Lösung.
Hallo Fabian,
zu 1.) Bei meiner Anlage habe ich beobachtet, dass bei niedrigerer WW Solltemperatur der Brenner nicht gleich mit maximaler Leistung läuft. Bei meiner Anlage gibt es den Parameter 60, über den man einstellen kann, um wie viel höher die Kesselwassertemperatur in Bezug auf die WW Solltemperatur maximal sein darf. Standardmäßig steht dieser Parameter bei mir auf 20 K. Wenn Du also als WW Solltemperatur 60 °C eingestellt hast, dann würde der Kessel bis 80 °C hochheizen. Falls es diesen Parameter an Deiner Anlage gibt, dann kannst Du ja mal versuchen, den zu reduzieren z. B. auf 10 K oder sogar nur 5 K. Das Aufheizen des WW Speicher wird dann wahrscheinlich länger dauern aber es kommt dann zu keiner Zwangsabschaltung.
zu 2.) Die Reduzierung der Heizleistung würde sicherlich helfen, sofern die Räume dann noch warm genug werden. Allerdings weiß ich nicht, wie das geht. Eigentlich wird das über den Kesselcodierschalter vorgegeben.
zu 3.) Bei meiner Anlage kann man über den Parameter 31 die Solldrehzahl der internen Umwälzpumpe einstellen / kontrollieren. Falls dort ein plausibler Wert steht, kann es immer noch sein, dass sich die Pumpe nicht schnell genug dreht, weil sie z. B. durch irgendwelche Partikel mechanisch gebremst wird. Außerdem könnte auch das in die Pumpe integrierte 3-Wege-Ventil verklemmt sein und immer nur halb öffnen.
zu 4.) Richtig! Meine aktuelle Einstellung beträgt Niveau 10 und Steigung 0,8 bei 20 °C Raumsolltemperatur. Aber das kann bei Deinem Haus natürlich anders sein.
zu 5.) Bei meiner Anlage gibt es den Parameter 06 "Maximalbegrenzung Kesselwassertemperatur". Den kann man zwischen 20 °C und 127 °C (!) einstellen. Besser nur VORSICHTIG ändern.
Viele Grüße und viel Erfolg, Thomas
Hallo naibaff,
so wie Du das hier beschreibst, liegt meines Erachtens immer noch ein grundsätzliches Problem vor. Selbst die "Optimierungen" von Heizkennlinie und Raumsolltemperatur sind wohl nur ein "herumdoktorn" and den Symptomen.
Die Vorlauftemperaturen erscheinen mir viel zu hoch. Zum Vergleich: Bei den aktuellen Temperaturen von ca. 0 °C arbeitet meine Heizung konstant mit ca. 48 °C Vorlauftemperatur und alle Zimmer werden bis zu 21 °C warm. Und das bei einem nur "mittelmäßig" isolierten Haus.
Mein Verdacht wäre, dass mit der internen Umwälzpumpe etwas nicht stimmt bzw. die nicht richtig auf Drehzahl kommt. Dadurch entsteht ein Wärmestau und der Kessel wird zu heiß und der Brenner schaltet sich ab. Du kannst natürlich (vorübergehend) versuchen, die WW Solltemperatur herabzusetzen. Eventuell übersteuert der Brenner dann nicht so stark. Aber am Ende ist das auch wieder nur Symptombekämpfung und das Warmwasser ist dann vielleicht nur lauwarm.
Also mein Tipp: Lass mal die interne Umwälzpumpe überprüfen.
Viele Grüße und ein gesundes neues Jahr, Thomas
Hallo Thomas (th3063),
danke dir für die schnelle Antwort. Und auch dir ein gutes und gesundes neues Jahr!
Ja, es ist im Moment definitiv ein "Herumdoktorn" mit Versuch, Irrtum und langsamer Verbesserung. Aber es gibt definitiv Fortschritte.
Die Umwälzpumpe werde ich überprüfen lassen. Es ist demnächst der erste Service der Therme fällig, da kommt das auf die Liste. Wobei ich einen Defekt eigentlich ausschließe. Die beiden Male, nachdem unser Heizungsbauer da war und mit der Viessmann-Hotline die Einstellungen verändert hat, lief das System für zwei bis drei Tage sauber. Erst danach fing das Pendeln wieder an.
Ich vermute, wegen eines Wetterwechsels, Änderungen an den Thermostaten der Ural-Heizkörpern im Untergeschoss oder so (wir haben in den Wohnräumen 2018 neue Heizkörper einbauen lassen, in den "Funktionsräumen" sind noch alte, riesige Heizkörper). Wobei an die alten Heizkörper seit ein paar Tagen keiner mehr ran darf!
Bis zum Service würde ich gerne zumindest ein Provisorium zum Laufen bekommen. Von daher die folgende Fragen:
1. Runtersetzen der WW-Temperatur kann ich versuchen. Hat das überhaupt Einfluss auf das Übersteuern des Brenners bei der WW-Bereitung?
2. Könnte es helfen, die Heizleistung der Therme zu reduzieren? Aktuell steht sie bei 100%, das hat der Heizungsbauer beim letzten Mal eingestellt. Davor war sie auf 35% eingestellt! Was ja letzten Winter funktioniert hatte, bis diesen Winter die Pendelei angefangen hat.
3. Kann ich die eingestellte Leistung der Umwälzpumpe kontrollieren und gegebenenfalls erhöhen? Vielleicht ist sie ja in den Einstellung gebremst.
4. Die Vorlauftemperatur kann ich über die Heizkennlinie reduzieren, richtig? Wobei sie mir bei unserem alten Haus mit 1,6 Neigung und 2K Niveau gar nicht so verkehrt vorkommt.
5. Kann ich trotzdem die "Brenner-Bremse" beim WW und bei der Heizung früher setzen, damit er nicht mehr zu den 83° kommt und abschaltet? Oder die 83° auf ca. 90° erhöhen? Falls ja, wie?
Vielen Dank und schönen Gruß
Fabian
Hallo Fabian,
zu 1.) Bei meiner Anlage habe ich beobachtet, dass bei niedrigerer WW Solltemperatur der Brenner nicht gleich mit maximaler Leistung läuft. Bei meiner Anlage gibt es den Parameter 60, über den man einstellen kann, um wie viel höher die Kesselwassertemperatur in Bezug auf die WW Solltemperatur maximal sein darf. Standardmäßig steht dieser Parameter bei mir auf 20 K. Wenn Du also als WW Solltemperatur 60 °C eingestellt hast, dann würde der Kessel bis 80 °C hochheizen. Falls es diesen Parameter an Deiner Anlage gibt, dann kannst Du ja mal versuchen, den zu reduzieren z. B. auf 10 K oder sogar nur 5 K. Das Aufheizen des WW Speicher wird dann wahrscheinlich länger dauern aber es kommt dann zu keiner Zwangsabschaltung.
zu 2.) Die Reduzierung der Heizleistung würde sicherlich helfen, sofern die Räume dann noch warm genug werden. Allerdings weiß ich nicht, wie das geht. Eigentlich wird das über den Kesselcodierschalter vorgegeben.
zu 3.) Bei meiner Anlage kann man über den Parameter 31 die Solldrehzahl der internen Umwälzpumpe einstellen / kontrollieren. Falls dort ein plausibler Wert steht, kann es immer noch sein, dass sich die Pumpe nicht schnell genug dreht, weil sie z. B. durch irgendwelche Partikel mechanisch gebremst wird. Außerdem könnte auch das in die Pumpe integrierte 3-Wege-Ventil verklemmt sein und immer nur halb öffnen.
zu 4.) Richtig! Meine aktuelle Einstellung beträgt Niveau 10 und Steigung 0,8 bei 20 °C Raumsolltemperatur. Aber das kann bei Deinem Haus natürlich anders sein.
zu 5.) Bei meiner Anlage gibt es den Parameter 06 "Maximalbegrenzung Kesselwassertemperatur". Den kann man zwischen 20 °C und 127 °C (!) einstellen. Besser nur VORSICHTIG ändern.
Viele Grüße und viel Erfolg, Thomas
Hallo Thomas,
ich habe heute Morgen Punkt 1. ausprobiert und den Wert bei Code 60 von 20 heruntergestellt auf 15. Solltemperatur für WW ist 52°. Das hat funktioniert! Die Kesseltemperatur bleibt damit unter den "kritischen" 83°, die Aufbereitung geht zügig und effizient und damit klappt auch das erneute Umschalten in den Heizungsbetrieb problemlos. Zumindest für den Moment und bis zum nächsten Wetterwechsel...
Vielen Dank für deine Tipps! Das freut mich riesig.
Rein aus Interesse würde mich trotzdem noch interessieren, ob das Problem mit der Brennerabschaltung bei 83° durch das Herunterregeln der maximalen Heizleistung ein gängiger und zu empfehlender Weg wäre, oder ob das aus irgendwelchen Gründen nicht gut ist. Dann wäre sowohl im Heizungsbetrieb als auch bei der WW-Aufbereitung die Gefahr kleiner, dass die Therme wieder ins Pendeln kommt. Vielleicht gibt es hier noch Erfahrungswerte?
Schöne Grüße und dir noch einen warmen Winter
Fabian
Hallo Fabian,
freut mich, wenn ich helfen konnte 😀.
Bzgl. des Herunterregeln der maximalen Heizleistung habe ich leider keine Erfahrung. Prinzipiell hört sich das schon erfolgsversprechend an. Andererseits sollte die Anlage auch in der Lage sein, von sich aus die Leistung bedarfsgerecht (herunter) zu regeln. Während der WW Bereitung arbeitet meine Anlage (Vitodens 300-W) z. B. mit 90 % Leistung (ca. 16 kW). Trotzdem kommt es nie zum Übersteuern. Du könntest auch mal versuchen, die maximale Vorlauftemperatur des Heizkreises herabzusetzen. Das geht über den Parameter C6. Standardmäßig steht der auf 74 ° C. Musst nur schauen, ob das eventuell mit deiner Heizkurve kollidiert. Aber nach meinem Geschmack ist die sowieso etwas zu steil 😉
Vielleicht gibt es hier im Forum ja noch Leute, die damit mehr Erfahrung haben und Dir eine Antwort geben können.
Viele Grüße, Thomas