Gegeben: Vitodens 300-W B3BH mit Vitotronic 200 HO2B, witterungsgeführt, kein Raumtemperatureinfluss, 1 HK ohne Mischer, Kennlinie 0,3 / +4.
Ich versuche immer noch die Sommersparschaltung zu verstehen.
Die Außentemperatur wird direkt neben dem Originalsensor gemessen, die gemittelte (ATgm) und gedämpfte (ATgd) Temperatur werden gemäß im Netz verfügbarer Formeln errechnet. Dabei ist Parameter 90 = 64 berücksichtigt.
Parameter A6 Heizgrenze: Absolute Sommersparschaltung ist auf 17°C gesetzt. Gemäß Installationsanleitung müssten Brenner und Pumpe also bei 18°C gedämpfte AT abschalten. Das passiert aber früher, und zwar bei AT = 18°C. ATgd und ATgm liegen noch unter 15°C.
Ok, vielleicht gibt es leichte Abweichungen zwischen den heizungsintern ermittelten Temperaturen und meinen errechneten. Allerdings stimmen sie bei Vergleichen recht genau überein; max. 1K Abweichung.
1. Frage: Warum schaltet die Heizung vor Erreichen der konfigurierten Temperatur ab?
Ich würde ich erwarten, dass sie nach dem Abschalten aus bleibt, bis die AT wieder unter den A6-Wert abfällt. Trotz weiter steigender Temperatur schaltet der Brenner aber mehrfach nach ca. 30 Minuten wieder ein und ca. 1,5 Std wieder aus.
2. Frage: Warum bleibt das Teil nicht aus und warum taktet es stattdessen?
Woraus schliesst du, dass A6 aktiv wurde und wann? Es dürften dann weder Pumpe noch Brenner laufen. Was sagt die Diagnoseabfrage?
Wie genau sind deine Messungen für VL und RL? Du hast fast die ganze Zeit rund 3 Grad Spreizung, also waren wohl Pumpe und Brenner an.
Gleiche Frage zur Aussentemperatur: wie gut oder schlecht stimmen die Werte deines eigenen Sensors mit den Temperaturen des Aussentemperatursensors überein? Wenn deine Aussentemperatur-Werte systematisch abweichen, dann auch die aus diesen berechneten (gedämpfte und gemittelte Aussentemperatur).
Wie sind die Heizzeiten und Soll-Temperaturen für normalen und reduzierten Heizbetrieb eingestellt?
2K ist zu wenig, ausser du hast kräftig an der Hysterese geschraubt. Wie sind Parameter 04 und 10 (in Gruppe Kessel) eingestellt?
Zu deinen Beiträgen vorher:
"dass sie knapp oberhalb A6 abschaltet und den Sparbetrieb anzeigt. Und dies konnte ich mit der Temperaturmessung ebenfalls erkennen. 17°C eingestellt -> Schalten bei 18°C, auf Basis der gemessenen Temperatur errechnet (gemittelt) und dargestellt:" Gemittelt ist falsch, für A6 wird die gedämpfte Aussentemperatur verwendet, siehe Beschreibung zu A6. Bei einer (Un)Genauigkeit von +/- 1 K spielt das hier aber kaum eine Rolle. Sowieso: Vermutlich war in deinem Diagramm oben die Sparschaltung gar nicht aktiv, sondern die Pumpe die ganze Zeit an, und nur der Brenner ging zwischendurch aus.
Wie ist die WW-Bereitung eingestellt? Wann erfolgte laut dir im Diagramm oben eine Speicheraufheizung, wenn überhaupt?
Du müsstest eigentlich bei jedem Brennerstart einen Peak der Kesseltemperatur haben, hast du aber mit deiner Messmethode nicht. Meine Vermutung ist, dass der Peak bei deiner VL-Messung (Anlegesensor nach 1 m Rohr) untergeht. Wenn das Gerät mal wieder am Takten ist, kontrolliere bitte die Anzahl Brennerstarts sowie die Kesseltemperatur unmittelbar nach Start in der Diagnose oder in Vitoguide/Vicare – und dann vergleiche mit deiner VL-Kurve.
"Das Nachregeln aufgrund von z.B. Thermostateinstellungen oder Änderungen der Heizkennlinie lassen sich auch problemlos erkennen. "
Hast du elektronische Einzelraumregelung? Wie gut ist die Heizkennlinie eingestellt (so niedrig wie möglich?) und wie sind die Thermostatventile eingestellt? Wieviele Räume werden bei Sonnenschein nennenswert durch die Sonne aufgeheizt? Anders gefragt: Wieviele Thermostatventile sind in der Grafik oben zu welcher Zeit zu, wieviele offen?
Übrigens: Du fährst aktuell eine Heizkennlinie für FBH. Wieso - du hast doch vorwiegend Heizkörper?
"2K ist zu wenig, ausser du hast kräftig an der Hysterese geschraubt. Wie sind Parameter 04 und 10 (in Gruppe Kessel) eingestellt?"
Werkseinstellungen. Parameter 04 = 2 und 10 = 50.
Die 2K ergeben sich aus Messung und Beobachtung (Diagnose). Errechnete Vorlauftemperatur war ca. 27°C, die Abschaltung erfolgte bei 29°C. Vermutlich werden bei langsamen Änderungen andere Parameter berücksichtigt; keine Ahnung. Sinn machen würde es und Viessmann hat ja auch mal mit einer Auswertung des Temperaturgradienten (Kesseltemperatur) zur Reduzierung des Taktens 'geworben'.
Steigt die Kesseltemperatur schnell an, z.B. weil fast alle Thermostate zu sind, werden deutlich höhere Temperaturen vor dem Abschalten erreicht und auch so von mir gemessen. Wenn ich mich richtig erinnert waren es bei einem Test VLT + 15K.
"Gemittelt ist falsch, für A6 wird die gedämpfte Aussentemperatur verwendet, siehe Beschreibung zu A6."
Ja, so steht es in der Installationsanleitung. Aber in der Annahme, dass die Formeln und deren Anwendung stimmen, glaube ich das einfach nicht. Zumal es auch andere 'Verwechselungen' aktuell / gedämpft / gemischt in den Anleitungen gibt.
https://www.bilder-upload.eu/bild-1d47e3-1558865513.jpg.html
Der AT-Anstieg links ist real (Sonneneinstrahlung), der rechts ist dem Haarfön geschuldet. Man erkennt, dass die gedämpfte Temperatur trotz Halbierung der Werkseinstellung von Parameter 90 stark hinterher hinkt. Würde die gedämpfte AT maßgebend sein, dann würde die Heizung doch viel später und damit zu spät ab- und wieder einschalten. Gerade wenn, wie derzeit, die Temperaturen der Jahreszeit entsprechend noch recht stark schwanken, wäre das schlecht. Werkseinstellung 21+ Stunden!
Und dann gibt es noch folgende, recht aktuelle Aussage eines Viessmanns hier im Forum: "Die Gemischte ist eine Berechnung aus der Aktuellen und der Gedämpften. Die gemischte Außentemperatur wird bei der Vorlaufsollwertberechnung nach Heizkurve und der Raumsollwertanpassung (Aufhebung unterbrochener Heizbetrieb) verwendet." Sagt zwar konkret zu A6 nichts aus, impliziert aber irgendwie die Nutzung der gemischten AT auch für A6.
Wenn die genutzten Formeln nicht stimmen oder ich sie falsch anwende, muss das natürlich neu bewertet werden. Gemäß HausTechnikDialog passen die aber wohl recht gut und die im Diagramm dargestellten Werte zeigen nun mal den Zusammenhang zwischen A6 und der gemischten AT. Ob das stimmt, weiß letztendlich wohl nur Viessmann.
Zu Brenner und Pumpe: Beim Takten ging heute nur der Brenner aus, die Pumpe lief weiter. Irgendwie habe ich oben wohl einen Fehler rein gebracht oder etwas falsch interpretiert. Bei den markierten A6-Ausschaltpunkten gingen Brenner und Pumpe definitiv aus.
"Wie ist die WW-Bereitung eingestellt? Wann erfolgte laut dir im Diagramm oben eine Speicheraufheizung, wenn überhaupt?"
Zeitprogramm 07:00 bis 22:00 Uhr. Die steilen Anstiege der VLT auf 50+°C zeigen das Hochheizen für WW; macht halt auch Teile des Heizungsvorlaufs in der Nähe der Therme heiß.
"Du müsstest eigentlich bei jedem Brennerstart einen Peak der Kesseltemperatur haben, hast du aber mit deiner Messmethode nicht. Meine Vermutung ist, dass der Peak bei deiner VL-Messung (Anlegesensor nach 1 m Rohr) untergeht. Wenn das Gerät mal wieder am Takten ist, kontrolliere bitte die Anzahl Brennerstarts sowie die Kesseltemperatur unmittelbar nach Start in der Diagnose oder in Vitoguide/Vicare – und dann vergleiche mit deiner VL-Kurve."
Ja, Du hast recht, dass die Peaks fehlen. Die gehen bei dieser Art der Messung naturgemäß unter und man ist sowieso immer behind. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass bei dieser Messerei das Verhalten der Therme korrekt wiedergegeben wird und kein Brennerstart verloren geht. Dabei geht ja um ganz andere (Pausen)Zeiten; Minuten statt Sekunden.
BTW, in den 160 Tagen seit Installation kommen auf 3.330 Betriebstunden 550 Starts. Sind gut 3 Starts/Tag, was bei meist min. 2x WW/Tag und längeren Versuchen mit Absenkung/Abschalten recht gut passt. Nur kommen derzeit wegen des o.a. Taktens eben recht viele dazu; gut 20 in den letzten Tagen. Und die kann ich mit den Messungen nachvollziehen.
Nach meinem Verständnis (auch von "schnell" bei Heizungen ;-)) fährt die Therme beim Takten tatsächlich sanft hoch. Hier steigt die Kesseltemperatur beim Hochfahren aus dem Abschaltbetrieb (WW -> Heizen + WW) gemäß Diagnose ca. 5K über die VLT und gut 10 Sekunden nach Überschreiten ist die Kesseltemperatur wieder runter auf VLT. Danach stieg sie ganz langsam weiter. Interessant dabei: Auch der angezeigte Sollwert steigt während des Hochfahrens ähnlich stark wie der Ist-Wert; beginnend bei 5°C. Beim Takten stieg die Kesseltemperatur gemäß VitoGuide nicht so stark an. VitoGuide hat aber auch nur eine geringe Aktualisierungsfrequenz.
In der Summe ist das für mich alles plausibel. Mein Haus hat viele Heizflächen (HK + RTL-FBH, Wohnfläche > 200 qm) und die Therme fährt mit einem recht hohen VS (600+ l/h). Ich glaube auch nicht, dass alles nur zufällig übereinstimmt.
Leider weiß ich eben nicht, wie Viessmann die Regelung gestaltet hat und was alles wie berücksichtigt wird. Ich versuche nur, das zumindest rudimentär zu verstehen, um die Heizung möglichst effizient zu betreiben. Die Messungen helfen dabei - wie im übrigen auch solche Themen. Daher danke für die Inputs.
"Hast du elektronische Einzelraumregelung? Wie gut ist die Heizkennlinie eingestellt (so niedrig wie möglich?) und wie sind die Thermostatventile eingestellt? Wieviele Räume werden bei Sonnenschein nennenswert durch die Sonne aufgeheizt? Anders gefragt: Wieviele Thermostatventile sind in der Grafik oben zu welcher Zeit zu, wieviele offen? "
Keine elektrischen/smarten Thermostate, sondern 25 Jahre alte Heimeier-08/15-Thermostate. Bis auf 7 ständig geschlossene, an denen FBH-Abschnitte hängen (immer an), sind alle auf ca. 2,5 eingestellt und die werden in der Regel auch nicht angefasst. Insgesamt sind's 17 HK sowie 8 FBH-Kreise (RTL) zwischen knapp 2 und gut 20qm, wenn ich mich nicht gerade verzählt habe.
Alle Zimmer auf der Südseite haben große Fensterflächen und heizen natürlich mit der Sonne gut auf. Tatsächlich sind das aber nur 3 große Räume. Der Rest (11) hat keine Süd-Fenster. Jetzt wird das Ganze aber komplizierter, weil hier noch eine andere Sache mit reinspielt; man kann es im Bild links erahnen: Der AT-Geber hängt auf der Ostseite, was dazu führt, dass die gemessene Temperatur bei Sonnenschein deutlich über der tatsächlichen liegt und auch deutlich stärker ansteigt. Aber tatsächlich gab es deswegen in 25 Jahren keine spürbaren Probleme. Ist aber eine andere Geschichte.
Die Heizkennlinie passt nach einigem Probieren recht gut und stellt sicher, dass Frau nicht friert. Allerdings gab es bisher nur wenige richtig kalte Tage und es gibt noch ein kleines Problem mit dem Einstellen des Volumenstroms. Der nächste Winter kommt bestimmt...
"Übrigens: Du fährst aktuell eine Heizkennlinie für FBH. Wieso - du hast doch vorwiegend Heizkörper?"
Unten heizen wir praktisch nur mit FBH (21-22°C), oben WC und Bad mit FBH auf ca. 20°C sowie Zimmer mit HK auf ca. 19°C, bei seltener Nutzung etwas höher.
Ich weiß nicht, ob das damals (- 25 Jahre) so üblich war, aber alle FBH-Abschnitte hängen über RTL-Ventile an Heizkörpern und es gibt nur 1 Heizkreis, also keinen Mischer, keine Weiche, etc.. Hat mich damals nicht groß interessiert, machte irgendwie Sinn und letztlich wurde es überall so warm, wie wir es wollten. WW gab es auch immer.
Das Haus ist nach damaligen Standards wohl überdurchschnittlich gedämmt, es war von Beginn an ein Brennwert-Kessel installiert (Mirola, 25 Jahre ohne Probleme gelaufen, bis der WT undicht wurde) und die Heizflächen wurden dafür ausgelegt.
"Man erkennt, dass die gedämpfte Temperatur trotz Halbierung der Werkseinstellung von Parameter 90 stark hinterher hinkt." Richtig, das soll auch so sein, weil dadurch das Abkühlverhalten des Hauses berücksichtigt wird. Je nach Bauweise und Dämmstandard dauert es eine kürzere oder längere Zeit, bis die Aussentemperatur im Rauminnern Auswirkungen hat (oder umgekehrt gesehen, dauert es eine kürzere oder längere Zeit, bis die Heizungswärme sich vom Hausinnern gegen aussen verflüchtigt). Die gedämpfte Aussentempertur hinkt also immer der aktuellen hinterher.
"...dann würde die Heizung doch viel später und damit zu spät ab- und wieder einschalten. " Wenn für dich das Abschalten durch A6 "zu spät" ist, dann ist die Heizgrenze (A6) zu hoch eingestellt und/oder Parameter 90 noch nicht "passend zum Haus" eingestellt. A6:17 ist vergleichsweise hoch, passt eher zu einem schlecht gedämmten Haus. Vielleicht passt zusätzlich auch Parameter 90 noch nicht richtig. Vorsicht: je niedriger A6 eingestellt ist, desto mehr spart man (Heizung wird bei niedrigeren Aussentemperaturen ausgeschaltet), aber desto grösser auch das Risiko, dass die Beheizung für manche Bewohner ungenügend wird - befrage dazu deine Frau ;-).
"Sagt zwar konkret zu A6 nichts aus, impliziert aber irgendwie die Nutzung der gemischten AT auch für A6." Erster Teil ist richtig, implizieren tut er gar nichts. Vermutlich kommt bei dir wegen des sonnenbeschienenen AT-Sensors zuerst A5 zum Zug, nicht A6. Wie ist A5 eingestellt?
"...Heimeier-08/15-Thermostate. Bis auf 7 ständig geschlossene, an denen FBH-Abschnitte hängen (immer an), sind alle auf ca. 2,5 eingestellt ". Stellung 2,5 ist bei den meisten Thermostatventilen ca. 18(-19) Grad. Eingestellt hast du aber Soll-Raumtemperatur 20. Das heisst, deine Thermostatventile sind fast dauernd am Drosseln, und wenn dann noch eine höhere Ist-VL als die berechnete Soll-VL sowie Fremdwärme (Sonneneinstrahlung) hinzukommen, drosseln sie immer mehr oder schliessen ganz. Beim Taktbetrieb wie in der Grafik nutzt dein Gerät die Brennerhysterese offenbar bei weitem nicht aus, sondern der Brenner schaltet vorher ab. Aktueller Verdacht ist, dass das Gerät wegen zu geringem Volumenstrom taktet. Überprüfen kannst du das durch Ablesen des Volumenstroms.
Hintergrund dazu siehe Funktionsbeschreibung: "Sinkt der Heizwasservolumenstrom unter eine gerätespezifische Grenze, geht das Gerät in einen Taktbetrieb über. Unterschreitet der Heizwasservolumenstrom die Grenze des Mindestvolumenstroms, schaltet der Brenner aus, um ein Überhitzen des Heizkessels zu vermeiden. Der Brenner wird wieder eingeschaltet, sobald der Heizwasservolumenstrom die Grenze des Mindestvolumenstroms übersteigt."
Zum Testen auch mal die Thermostatventile höher einstellen - ist damit das Takten weg oder zumindest reduziert?
Volumenstrom 600 l/h hast du erwähnt, nicht aber die Bedingungen, bei denen du dies abgelesen hast. Das Gerät läuft offenbar während eines grossen Teils der Heizzeit fast ohne Takten, soweit gut. Deine Frage war, wieso es jetzt bei höheren Aussentemperaturen taktet, und zwar mit nur geringer Überschreitung der Soll-VL. Meine Frage war, welchen Volumenstrom das Gerät in der Zeit hat, in der es zu takten beginnt (in der ersten Grafik ab ca. 12.30). Diese Frage ist noch offen. Eine einzige Ablesung genügt nicht, der Volumenstrom kann je nach schliessenden und öffnenden Thermostatventilen rasch ändern.