Meine Vitodens 111-W Anlage hatte kürzlich einen Totalausfall. Der Techniker diagnostizierte einen Kurzschluss in der Motorelektronik. Der Techniker sagte, da dieser Kurzschluss durch Netzüberspannung verursacht worden sei, sei die Reparatur nicht durch die Garantie abgedeckt.
Darüber hinaus empfahl mir der Techniker den Einsatz eines Netzspannungsstabilisators.
Ich habe einige Fragen zu den Aussagen des Technikers.
Die Vitodens sollte gewisssen sicherheitstechnischen Mindestanforderungen genügen. Dazu gehört auch, dass sie sich bei Unter- bzw. Überspannung automatisch vom Netz trennt. Ein Schaden durch Überspannung oder Unterspannung kann somit gar nicht erst entstehen. Die automatische Trennung vom Netz ist bei Geräten dieser Preisklasse und Anforderungen an Zuverlässigkeit und Sicherheit „good engineering practice“. Der Aufwand für diese Schutzschaltung ist minimal, er beträgt ca. 10 Euro, die Vitodens kostet ein paar tausend Euro.
Sollte der Techniker mit der seiner Aussage mit der Überspannung als Schadensursache recht haben, wären ja auch alle anderen Geräte in meiner Wohnung gefährdet. Ich hatte in meiner Wohnung bisher noch keinen solchen Schadensfall noch habe ich in der Nachbarschaft etwas davon gehört.
Meine SmartHome Anlage (HomeMatic) überwacht nebenbei kontinuierlich die Netzspannung. Die Netzschwankungen bewegen sich im Bereich von +/-5 Prozent. Spannungen, die über 10% vom Nominalwert 230V liegen -also Überspannungen-, habe ich noch nicht beobachtet.
Ein elektronisches Bauteil kann durch Überlast (Überspannung) defekt werden, es kann aber auch rein zufällig ohne direkt erkennbare Ursache ausfallen. Die zufälligen Ausfälle können häufiger auftreten, wenn wegen einer Designschwäche eine elektronische Komponente übermäßig gestresst wird.
Im Überspannungsfall wird das natürlich nicht durch die Garantie abgedeckt, im letzteren Fall ist es ein klarer Garantiefall.
Meine Fragen:
(a) Wenn ich die Aussagen des Technikers richtig verstehe, gibt es für die Vitodens 111-W offensichtlich spezielle Anforderungen an die Netzspannung bzw. Qualität der Netzspannung , die für anderen Geräte in meiner Wohnung und Nachbarschaft nicht erforderlich sind (Netzspannungsstabilisator).
Für den ordnungsgemäßen Betrieb der Vitodens 111-W benötige ich daher konkrete Bemessungswerte für die Netzspannung, so dass ich gegebenenfalls mit dem Netzbetreiber geeignete und angemessene Schutzmaßnahmen treffen kann.
In welchem Viessmann- Dokument stehen diese Bemessungswerte bzw. woher kann ich dies bekommen?
(b) Besitzt die Vitodens 111-W eine Schutzschaltung, die die Anlage bei Über- bzw. Unterspannung automatisch vom Netz trennt ?
Hallo Thomas,
woran erkannte der Techniker die Netzüberspannung?
Wenn sonst keine Geräte geschädigt wurden muss es eine plausible Erklärung geben. Ist die Heizung an einer eigenen Sicherung angeaschlossen oder sind weitere Verbraucher parallel verdrahtet.
Mich wundert diese Aussage doch sehr, daher die Frage wo die Anlage installiert ist und wie die energietechnische Infrastruktur aussieht (Land, Ort, Freileitungen oder Erdkabel zwischen dem letzten Trafo des Versorgers und dem Hausanschluss).
Gab es einen Blitzeinschlag im Umkreis der Anlage der mit dem Fehler zeitlich korreliert?
Irgendwo muss die Überspannung ja herkommen....
Zu Deinen "Aussagen" bzgl. automatisches trennen von der Netzspannung bei Unter- bzw. Überspannung: Wovon leitest Du diesen Anspruch ab?
Stand der Technik sind Überspanungsableiter und ein Design welches bei Unterspannung nicht zu Schäden führt. Alles weitere von Dir angeführte ist m.E. an den Haaren herbeigezogen.
In Gegenden mit starken Netzschwankungen, z.B. Myanmar, sind "sensible" Geräte wie Fernseher üblicherweise über Netzüberwacher angeschlossen die bei Unter- / Überspannung den Verbraucher vom Netz trennt. Das ist auch sinnvoll da bei Spannungsausfällen auf Notstromdiesel umgeschaltet wird die speziell im Hochlauf alles andere als ein normgerechte Energieversorgung darstellen.
In Deutschland ist die Netzversorgung bis auf wenige Ausnahmen "sauber", sofern man selber nicht irgendwas vermurkst.
Viele Grüße
Stefan
Hallo Stefan,
erst einmal Danke für deine schnelle und ausführliche Antwort.
Du fragst am Anfang, woher der Techniker wusste, dass der Schaden durch Überspannung verursacht wurde. Nun, wenn er sich mit dem Schaltplan der Elektronik auskennt und ein sichtbar schadhaftes Bauteil findet, dass direkt mit dem Netz verbunden ist, so ist es nicht auszuschließen, dass dieses Bauteil möglicherweise durch Überspannung zerstört wurde. Man kann aber auch einfach Pech haben und ein Bauteil gibt einfach so den Geist auf. Eine eindeutige Beweisführung ist nicht so einfach und ich bin mir sicher, dass der Energieversorger seinerseits jegliche Schuld von sich weisen wird. Zumal die Vitodens im Zentrum von Bukarest in einem Neubau steht und meinen Messungen nach ist die Spannungsqualität nicht signifikant anders als die in München.
Warum wende ich mich mit meinem Fall an die Community? Einfach deswegen, weil ich das Argument mit der Überspannung auch als Versuch des Serviceunternehmens werten könnte, meine Garantieansprüche auf die neue Vitodens auf einfache Weise abzuwiegeln. Der Techniker empfahl mir überdies noch den Einsatz einer motorgetriebenen Netzspannungsstabilisierung. Diese sind geeignet „normale“ langfristige Spannungsschwankungen auszugleichen, nicht aber durch andere Verbraucher verursachte kurzfristige Transienten.
Ich kann das Gefühl nicht ganz loswerden, dass man hier versucht, mir einen Bären aufzubinden. Keiner meiner Nachbarn hat einen Netzspannungsstabilisator noch ist mir kein Fall aus der Nachbarschaft bekannt, wo ein Haushaltsgerät, Computer oder Fernseher durch Überspannung gestorben ist. Das Netzteil von meinem Laptop, der ungefähr die gleiche Leistungsaufnahme wie die Vitodens hat, kostet 20 Euro und erfreut sich bester Gesundheit.
Ein Streit darüber, ob ein Schaden eine Garantieleistung darstellt oder nicht, kostet Zeit und belastet das Verhältnis zum Kunden. Als Wartungsingenieur in der Entwicklungsabteilung eines größeren Unternehmens habe ich stets versucht, durch geeignetes Design die Zahl der potenziellen Garantiestreitfälle zu minimieren. Soviel zu deinem Statement „An den Haaren herbeigezogen…“ 🙂
Ich habe mir überlegt, ob ich den Netzspannungsstabilisator nicht einfach kaufe. Ich zwar einige Zweifel über dessen Notwendigkeit, aber bei eventuellen zukünftigen Wartungsfällen muss ich keine leidigen Diskussionen über Überspannung und Garantieleistung mehr führen. Das ist auch etwas wert.
Gruß
Thomas
Hallo Thomas,
wenn Du in der Lage bist die Spannungsqualität zu messen und zu beurteilen wundert es mich das Du hier im Forum diesen Beitrag schreibst.
Aus den Fakten (Neubau in Bukarest, daher vermutlich keine Freileitungen mit 230 V, keine anderen Geräte in der Wohnung und im Haus betroffen) sowie einer reinen Vermutung des Technikers auf Basis "gefährlichen Halbwissens" sehe ich keinen Grund eine Netzüberspannung als Fehlerursache anzunehmen.
Das dann noch eine "motorgetriebene Netzspannungstabilisierung" angeboten wird anstelle einer simplen USV mit hochwertigem Überspannungsschutz ist für mich ausreichend für eine Meinungsbildung....
Viele Grüße
Stefan