Hallo zusammen, Wir haben 2017 unser Haus gebaut (also hauptsächlich bauen lassen) und seit dem versuche ich unsere Heizungsanlage zu optimieren. Obwohl "optimieren" inzwischen nicht mehr der richtige Begriff ist. Vielmehr versuche ich jetzt eine Möglichkeit zu finden, wie ich die Anlage überhaupt sinnvoll betreiben kann. Beim Bau habe ich mich eben (wie vermutlich die meisten Bauherren) auf den "Fachbetrieb" verlassen. Dummerweise habe ich erst jetzt richtig realisiert, dass es bei den Symptomen nicht nur um fehlenden Komfort geht, sondern dass die Anlage vom technisch korrekten Zustand relativ weit entfernt. Allerdings kann ich nicht so richtig bewerten, wie gravierend die Fehler tatsächlich sind. Details: Haus: Doppelhaushälfte mit ca. 100qm Wohnfläche auf 3 Etagen Baujahr 2017; theoretisch KfW70 (allerdings ohne Nachweiß) Heizungsanlage: Vitocal 222-S (laut Angebot AWT-AC 221.A05; Typenschilder im Anhang) FBH in allen Räumen (3 HKVs; 15 Heizkreise) mit standard Einzelraumregelung Verlegeabstand der Heizschleifen: 10cm (durchgehend) Anlagenschema s. Anhang allerdings ohne WW Zirkulation, Heizwasserpuffer und Differenzdruck-Überströmventil Sonstiges: Anlagenkomponenten wurden für aktiven Kühlbetrieb ausgelegt (Feuchtefühler, spezielle Klemmkästen in den HKVs für die zentrale Umschaltung zwischen Heizen und Kühlen) EVU Sperre (3x 1h) Zum Problem: Mir ist schon ziemlich früh aufgefallen, dass die Wärme nicht gleichmäßig im Haus verteilt wird. Geäußert hat sich das, indem in manchen Räumen die Heizkreise regelmäßig durch die Raumregler abgeschaltet werden mussten, während in anderen die Solltemperatur mit dauerhaft geöffneten Heizkreisen nur gerade so gehalten wurde. Im Wohnzimmer (wo der Effekt am deutlichsten war) startete der tägliche Heizvorgang zwischen Mitternacht und 6 Uhr früh (wenn die Raumtemperatur den unteren Schaltpunkt des ERR erreicht hatte) und war nach ca. 6h beendet. Dann war der obere Schaltpunkt erreicht aber der Fußboden auch viel zu warm. Die gespeicherte Energie reichte dann bis zum nächsten Morgen. Der Fußboden hat dabei einen Temperaturhub von ca. 6K bewältigt, was neben dem mangelnden Komfort (Fußboden abends kalt) aus meiner Sicht auch eine eher fragwürdige Energiebilanz mit sich bringt. Bis hier hin klingt das nach einem klaren Fall von "Heizkurve zu hoch eingestellt". Aber in den Kinderzimmern dauerte der Heizvorgang schon deutlich länger (bis zum Nachmittag) und im Bad (Dachgeschoss) waren die Heizkreise dauerhaft offen (trotzdem gleiche Temperatur wie im WZ). Nach weiterer Recherche und unzähligen erfolglosen Versuchen die Durchflussmengen zu optimieren, denke ich dann, die Ursache gefunden zu haben: Um den Wärmeaustausch für den Kühlbetrieb zu optimieren, wurde der Verlegeabstand in allen Räumen pauschal auf 10cm festgelegt. Durch den eigentlich unterschiedlichen Wärmebedarf der Räume (verschiedene Zieltemperaturen, Außenwände, Fensterflächen) weichen nun die Heizflächenleistungen der Wohnräume teilweise deutlich vom tatsächlichen Bedarf ab. Da das aber nicht für alle Räume gleich gilt (vor allem nicht für die Bäder), kann man eben auch nicht einfach die VL Temperatur herunter nehmen. Mich hätte an dieser Stelle mal die Berechnung vom Heizungsbauer interessiert. Ich bekam dazu aber leider keine Antwort. Da es ja warm wird, bestand für den Heizungsbauer offensichtlich kein Handlungsbedarf. Eine rechtliche Auseinandersetzung hatte ich wegen des hohen Aufwandes und der dafür zu geringen Erfolgsaussichten abgewählt. Meine aktuell einzige Lösung für dieses Problem ist eine intelligente bedarfsgerechte Regelung der einzelnen Heizkreise. Das heißt, die Heizkreise können nicht immer offen sein, sondern müssen in regelmäßen Abständen immer wieder abgeschaltet werden, um im Mittel eine Reduktion der Heizleistung zu erreichen. Mit welcher Regelungstechnik das umgesetzt werden kann, darum soll es in diesem Beitrag erstmal nicht gehen. Das funktioniert aber mit zusätzlichen Sensoren im Rücklauf ganz gut. Damit kann die Fußbodentemperatur sehr fein kontrolliert werden, ohne nachträglich Sensoren im Fußboden verlegen zu müssen. Durch die intensive Recherche bin ich allerding auf Problem Nummer 2 gestoßen. Wie ich jetzt weiß, benötigt so eine Wärmepumpe ja bestimmte Betriebsbedingungen. Dazu gehört unter anderem die Mindestlaufzeit des Verdichters und ein Mindestvolumenstrom im Sekundärkreis. Da unser Heizsystem direkt an der WP angeschlossen ist und kein Überströmventil verbaut wurde, muss der Volumenstrom komplett durch die Heizkreise abgedeckt werden. Das hieße, in der ursprünglichen Auslegung hätten mindestens 10 der 15 Heizkreise offen sein müssen (Min. Heizwasserdurchsatz laut Typenschild: 600L/h; Durchfluss pro HK auf 1L/min). Vom Heizungsbauer hatten wir aber nur die Empfehlung, die Regler der Bäder auf Maximum zu stellen. Das entspricht einer garantierten "Last" von gerade mal 3 Heizkreisen (~180L/h). Die Lösung von Problem 1 verstößt jetzt natürlich ebenfalls gegen die Mindestanforderung. Auch das Thema Verdichterlaufzeit ist aktuell weit weg von optimal. Wir sind bei Außentemperaturen um die 5°C bei ca 3-4 Starts pro Stunde (Laufzeit jeweils um die 10-15min). Nur nach der EVU Sperre oder bei WW Bereitung kann es sein, dass er mal länger läuft. (ich habe aber gehört, es geht noch schlimmer...) Mit diesem Wissen bin ich jetzt um so mehr verwundert, dass die Anlage so selten Warnungen und Störungen ausspuckt. Trotzdem muss das ja nicht heißen, dass sie das lange mitmacht. Fragen: Eigentlich wollte ich die Wärmeanforderung für das Heizsystem über eine externe Steuerung schalten (die wie oben beschrieben auch die Heizkreise regelt), um evtl. sinnlose Verdichterstarts zu unterbinden. Die externe Steuerung würde aber normalerweise Wärme anfordern, sobald auch nur ein Heizkreis öffnet. Das würde in der aktuellen Konfiguration weder den Mindestvolumenstrom gewährleisten noch sicher die entsprechend produzierte Leistung abnehmen (mal ganz abgesehen von der Abtauenergie, die ja auch zur Verfügung stehen muss). Ich bin mir inzwischen völlig unsicher, wie ich die Anlage sinnvoll betreiben kann. Mir ist bewusst, dass sich ein größerer Umbau der Anlage nicht lohnt und ich in gewisser Weise (zumindest eine Weile) damit leben muss. Eventuell gibt es aber "kleine" Modifikationen, mit denen ich zumindest wirksame Schadensbegrenzung betreiben könnte (Ich weiß: am Besten abreißen und neu bauen 😉). Aus meiner Sicht wäre das Nachrüsten des Differnzdruck Überströmventils relativ einfach machbar. Aber ohne den Reihenpuffer vermutlich auch relativ nutzlos, da die verbleibenden Rohrleitungen nicht wirklich genügend "Speichervolumen" bieten. In Verbindung mit einer externen Anforderung könnte das aber trotzdem eine machbare Lösung sein. Mit dem Takten muss ich wohl leben (solange, wie der Verdichter das überlebt). Vielleicht hat ja einer von euch hilfreiche Gedanken dazu. Viele Grüße. PS: Es tut mir leid, dass ich so viel geschrieben habe. Ich hoffe aber, dass ich die Situation damit genau genug beschrieben habe.
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