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Wärmepumpe als Ersatz für eine Gasheizung bei Einrohrring sinnvoll bzw. möglich?

Hallo,

ich bin heizungstechnisch ein Laie und versuche mir eine Meinung zu bilden. Wir leben in einem Reihenmittelhaus mit 1-Rohr-Leitung zu den Heizkörpern. Haben eine kleine Gasheizung Vitodens 222 aus dem Jahr 2003 mit einem Verbrauch von 8750 kWh im letzten Jahr. Praktisch sind eigentlich 2 Heizkörper im Dachzimmer und im Wohnzimmer in Gebrauch. Alle anderen sind am Heizkörperthermostat runtergeregelt. Ich heize damit das ganze Haus mit den 3 Heizkörpern und der Abwärme des Einrohrrings.

 

Aufgrund der aktuellen politischen Situation (Gasabhängigkeit von Rußland), aber auch den Forderungen möglichst wenig fossile Energieträger zu verwenden denken wir darüber nach was wir als nächste Heizung wählen sollten.

Da wir auch eine Bad- und Gästetoilettenrenovierung planen, werden in diesem Falle Wände aufgerissen, so das man eventuell eine neue Steigleitung zum Dach legen könnte. Bisherige Rückfragen haben als Ergebniss gebracht, das aufgrund der niedrigen Vorlauftemperatur eine Wärmepumpe nicht wirtschaftlich betrieben werden könnte. Deswegen meine Fragen an euch:

1) Ich habe gestern in Fernsehen gesehen, das es nun auch Wärmepumpen mit Vorlauftemperaturen von 70 - 75 ° geben soll (z.B. von Viessmann). Macht dies in meinem Fall nicht Sinn? Würden diese auch gefördert werden? Als Laie würde ich sagen, das diese doch mit meiner bisherigen Verrohrung und den bisherigen Heizkörpern eingesetzt werden könnte.

2) Ich wohne im Münchner Westen. Welche Wärmepumpen dürften hier eingesetzt werden? Luft-Wärmepumpe ist wohl immer erlaubt, dürfte aber auch eine Erdwärme- oder einer Grundwasser-Wärmepumpe verwendet werden? Hier müßte doch die Gemeinde dies erst genehmeigen, oder?

3) Eine Wärmepumpe mit eigenem Strom aus einer Photovoltaikanlage zu betreiben wäre sicher sinnvoll. Nun ist unser Reihenmittelhaus nur 5m breit und mit je einer Gaube auf der Nord- und der Südseite versehen, so das nicht wirklich viel Platz auf dem Dach ist. Wieviel Platz würde denn benötigt?

4) Mit welchen Kosten müßte ich denn rechnen? Kann man hier schon Etwa-Angaben machen?

 

Solltet ihr weitere Angaben von mir benötigen, ich mache sie gerne. Sollten bei euch Firmen dabei sein die mir eventuell ein kostenloses Angebot machen wollen. Gerne.

 

mfg

Klaus

3 ANTWORTEN 3

Hallo Klaus,

ich empfehle hier mal einzusteigen: https://www.haustechnikdialog.de/Forum/30/Waermepumpen 

Die Frage zu WP als Ersatz für Gas kommt fast täglich mehrmals.

 

Wichtigster Punkt bei Dir mit Ein-Rohr-System: WP brauchen einen hohen Volumenstrom (ca. 1.500 l/h oder mehr). Das ist im Ein-Rohr-System alter Bauart mit dünnen Röhrchen in den Heizkreisen nicht möglich. Abgedrosselte Heizkörper reduzieren den Volumenstrom zusätzlich.

 

WP mit hohe VL-Temp (70 Grad und so) sind v.a. gutes Marketing. Die Effizienz sinkt bzw. der Stromvebrauch steigt stark mit höherer VL-Temp. Ideal sind VL-Temp <30 Grad (FBH) oder wenigstens <40 Grad bei Heizkörpern. Das könntest Du einen Winter lang versuchen zu optimieren. Dazu am besten einen WMZ einbauen lassen, alle Heizkörper dauerhaft voll aufdrehen und die Heizkurve runter mit dem Ziel möglichst niedriger VL-Temp bei trotzdem erreichter Raum-Soll-Temp.

 

Erd- oder Grundwasser-WP scheidet bei Reihenhäusern fast immer aus Platzgründen / zu kleinen Gärten aus.

 

Photovoltaik kann was beitragen, v.a. in der Übergangszeit, aber speziell im Kernwinter (Dez - Feb) hast Du den höchsten Stromverbrauch mit einer WP bei gleichzeitig niedrigstem Sonnenertrag. Da bräuchtest Du eine richtig große PV mit mind. 15 kWp und mehr, was mind. 2 - 3 Reihenhausdächer (ohne Gauben!) erfordert.

 

Kosten: Bei der aktuellen Nachfrage und den eingepreisten Förderungen bist Du für einen LWWP schnell bei 20-30.000 EUR, mit Erdsonden oder Brunnenbohrungen kannst Du nochmal 10-15.000 EUR drauflegen.

 

Gruß Thorsten

 

 

Hallo Thorsten,

danke für deine Antwort. Es ist immer sehr schwer als Fachmann eine Sprache zu finden, die einem Laien (wie mir) grundsätzliche Zusammenhänge klar machen und ihm einiges zu erklären.

Dir ist es bei mir gelungen. Nochmals Danke.

 

Ich verstehe jetzt, das es eine wichtige Kenngröße mehr gibt, die man bei einer Wärmepumpe beachten muß:

- der Volumenstrom, bestimmt unter anderem durch das Rohrnetz

Bisher haben ich nur die durch die Wärmepumpe selbst bestimmten Kenngrößen beachtet:

- Vorlauftemperatur

- COP oder Leistungszahl

Eigentlich müßte mir der Hersteller doch angeben können bei welcher Vorlauftemperatur welche LZ sich ergibt unter der Vorraussetzung das der Volumenstrom in Höhe von "x" erreicht werden kann. Richtig verstanden?

 

Nun eine ergänzende Frage:

Ich heize derzeit aktiv nur mit den 2 Heizkörpern im Dach und den einen im Wohnzimmer.

Den Heizkörper im Wohnzimmer könnte ich durch 2 neu zu verlegende Rohre vom Keller aus erreichen (ohne Wände aufreißen zu müssen) . Und eine Heizkörper im Dach könnte ich vom Keller aus durch Gästetoilette und Bad mit einer neuen 2 rohrigen Steigleitung erreichen. Den 2. Heizkörper könnte ich durch auf Putz Verrohrung im Dach erreichen. Dann hätte ich 2 Heizkreise:

- den neuen mit den aktiv genutzten Heizkörpern als 2 Rohrsystem mit den richtigen Durchmessern

- den alten Kreis, dessen Heizkörper nicht aktiv genutzt werden, der aber bisher mit seiner Abwärme seines Einrohrrings ebenfalls "mitheizen" könnte.

Macht so etwas Sinn? Welche Kosten würde diese Rohrverlegung bewirken?

 

Zur PV habe ich deinen Einwand verstanden und sehe ich auch so. natürlich kann oder könnte eine PV auch bei nir einen Sinn haben, aber die Wärmepumpe ist es nicht.

 

Was ist WMZ? Wärmemengenzähler? Was würde der mit Einbau ungefär kosten?

 

Danke, nun habe ich auch verstanden, das wenn nur eine LWWP in Frage käme.

 

Ohne deine hoffentlich noch kommenden Antworten vorweg zu nehmen dürften wohl doch folgende Maßnahmen in meinem Fall sinnvoll sein:

- Austausch der Gaubenfenster (sind relativ undicht, alle anderen Fenster und die Haustüre sind durch neue Fenster bereits ersetzt worden.

- Entkalkung des Warmwasserbehälters (bisher noch nie gamacht worden, ist genau so alt wie die Heizung)

- Einbau eines Entkalkers in der Trinkwasserzufuhr (wurde mir von einem Heizungsmonteur geraten für ca. 3000€, ich hielt es für überflüssig, sehe es mittlerweile anders) ??

- Kauf einer neuen Gasheizung ähnlich meiner alten. Auf welche Neuerungen sollte ich hier achten? Was würdest du mir vorschlagen statt der Vitodens 222?

 

mfg Klaus

Hallo Klaus,

viele Fragen, die nicht pauschal beantwortbar sind.

Wenn Du konkret ein Projekt angehen willst, solltest Du Dir einen HB suchen, der Dir ein Konzept und Angebot machen kann.

 

Zu Deinen Fragen:
Volumenstrom ist wichtig bei max. Leistung der WP und beim Abtauen. Da ist einfach eine Mindestwassermenge (gespeicherte Energie!) und ein MIndestvolumenstrom notwendig. Das sind Angaben in den Datenblättern der WP-Hersteller. Ist der Mindestvolumenstrom nicht realiserbar, ist eine Hydraulische Weiche oder ein Pufferspeicher notwendig, was aber Effizienz und Geld kostet.

 

Ich glaube nicht, das ein Hydraulikkonzept mit nur wenigen Heizkörpern funktioniert. Ziel bei WP ist immer max. Heizflächen nutzen bei möglichst niedriger VL-Temp. Nicht geheizte Räume innerhalb der thermischen Hülle des Hauses werden eh indirekt über den Wärmeübergang durch Wände und Decken geheizt. Dann kannst Du sie auch gleich (leicht) heizen, z.B. auf 16-18 Grad, dann müssen die Heizkörper in den genutzten Räumen weniger Wärme abgeben und die VL-Temp kann niedriger sein. Du solltest Deine bisherige Heizstrategie überdenken!

 

WMZ = Wärmemengenzähler

Gerät mit Einbau vom HB ca. 500-800 EUR.

 

Energetische Verbesserungen sind immer hilfreich. Also undichte Fenster austauschen.

 

Brennwertthermen gibt es viele gute am Markt. Entscheidend ist meist, welche Marken Dein HB anbieten, verbauen und warten kann. Technisch würde ich darauf achten, dass die Therme gut zur tatsächlichen Heizlast Deines Hauses passt. Thermen sind häufig überdimensioniert. Dann würde ich noch darauf achten, dass der untere Modulationsbereich möglichst niedrig ist, z.B. ca. 2 kW, dann kommt der Brenner auch bei milden Temp von 5-10 Grad nicht so schnell ins Takten. Der Rest ist häufig Komfort mit schönen Bedienfeldern, Apps usw.  Für ein Reihenhaus würde sich ein Kompaktgerät (Wandgerät) anbieten, aus dem Hause Viessmann z.B. Vitodens 200-W oder 300-W. Kannst Du auf der Viessmann-Homepage anschauen.

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