Hallo zusammen,
wir sind Mieter und bekommen in ca. 2-3 Monaten eine Wärmepumpe in unserem Haus eingebaut. Die Ölheizung kommt dafür raus.
Nun sind wir komplette Neulinge auf dem WP-Gebiet und haben keine Ahnung, mit welchem Stromverbrauch wir rechnen müssen, was sich da ändert und vor allem auf welchen Stromtarif wir wechseln sollten.
Der Vermieter sagte, es ist folgendes Modell: vitocal 250-a AWO- E - AC 251.A13
Das Datenblatt habe ich mir heruntergeladen, aber ehrlich gesagt verstehe ich nur Bahnhof bei all den technischen Angaben...
Könnt Ihr uns aus Eurer Erfahrung einen Tipp geben, welcher Stromtarif bei WP-Einsatz empfehlenswert ist oder worauf man beim Wechsel auf WP achten sollte?
Vielen Dank vorab und beste Grüße aus Augsburg,
Chris
Hallo Chris
Ein Wärmestromtarif wäre da die erst Wahl.
Momentaner Durchschnittspreis ca. 0,20 - 0,26 Cent.
Vorausgesetzt du hast in deinem Stromzählerschrank platz für einen zweiten Stromzähler.
Die Wärmepumpe wird dann nur über den zweiten Zähler angeschlossen und betrieben.
Sollte dies der Fall sein so kannst du vom günstigeren Wärmestrom profitieren.
Servus,
vielen Dank für Deine Antwort.
Wir haben einen H und einen N Zähler, also Hochtarif und Niedertarif. Dann wäre von daher ja schon mal alles vorbereitet für die Wahl des Wärmestroms, oder?
Grüße,
Chris
Guten Morgen Chri_Sa_1426,
wenn sich der Wärmebedarf von Euerem Haus (sofern keine Wärmedämmung, neue Fenster, Dachisolierung, usw. eingebaut wird) nicht wesentlich ändert, könnt Ihr überschläglich wie folgt rechnen:
1 liter Heizöl entspricht einem Heizwert von knapp 10 kWh
Wenn Ihr also z. B. 3000 liter Heizöl im Jahr verfeuert habt (Wirkungsgrad vom Ölkessel mal aussen vor gelassen) dann entspricht das ca. 30.000 kWh. Bei € 0,3/kWh ergibt das Stromkosten von ca. € 9.000,-/Jahr.
Nun kommt aber der Wirkungsgrad (Arbeitszahl; aussagefähiger ist m. E. allerdings die Jahresarbeitszahl JAZ ) der WP ins Spiel. Geworben wird ja von den WP-Herstellern mit Arbeitszahlwerten von bis zu 5, was aber m.E. in unserer geogr. Breite (und damit meteorologischen Gegebenheiten) unrealistisch ist; zudem werden meist nur Werte bei niedriger Vorlauftemperatur angegeben. Wenn Euer Haus bzw. Euere Heizkörper eine höhere Vorlauftemperatur (z. B. 50 oC) benötigen, sehen die JAZ-Werte schlechter aus, da der Durchlauferhitzer in der Inneneinheit öfter zugeschaltet werden muss. Der Wirkungsgrad von diesem Teil kann bei max. 1 liegen, wobei in keinem Datenblatt ersichtlich ist, welche Verluste (und damit Wirkungsgradminderungen) dieser Durchlauferhitzer hat.
Die JAZ der WP-Anlage für Euer Haus ist wohl aussagefähiger als die diversen "angepriesenen" COP-Werte, steht aber in keinem Datenblatt, da eben hauspezifisch. Leider wird bei den JAZ in den Datenblättern mit m. E. unrealistischen Werten (gerade für Altbauten) geworben; mich erinnert dies ein wenig an die Verbrauchsangaben von PKW.....
Leider kommt man an die tatsächliche "Leistung" (JAZ) der WP nicht so einfach ran. Zum einen sind die dafür erforderlichen Detailwerte nur im passwortgeschützten Bereich einer Viessmann WP zu sehen. Zum anderen ist m.E. eine wirkliche Verbrauchsbetrachtung nur möglich, wenn Ihr einen separaten Stromzähler für die WP habt. Ob auch wirklich alle Verbrauchswerte der neuen Anlage (Strombedarf für die Steuerung, Begleitheizung Kondensatablauf, Pumpen, usw.) in der Viessmann-Statistik enthalten sind, ist nicht ersichtlich. Von daher glaube ich nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.
Bei einer JAZ von (aus meiner Sicht optimistisch) 3 würde Euere Anlage aus einer reingesteckten kWh 3 kWh machen. Die Stromkosten sollten dann durch 3 geteilt werden; macht € 3.000,- Bei einer JAZ von 2,5 ergäben sich Stromkosten von € 3.600,- Bei einer JAZ von 2 hättet Ihr € 4500,- an Stromkosten. Jeweils bezogen auf den angenommenen Heizölverbrauch von 3.000 litern. Was Ihr wirklich in einem Jahr an Stromkosten haben werdet, könnt Ihr nur über einen separaten Stromzähler für die gesamte WP-Anlage ersehen.
Ein separater (Heiz-)Stromzähler hat also nicht nur den Vorteil, dass Ihr nach einem Jahr Euere tatsächlichen Heizkosten wisst, sondern eben auch, dass Ihr einen vergünstigten Heizstrom-Versorger suchen (und über z.B. Verivox, Check24, usw.) finden) könnt. Leider hat unser Heizungsbauer, mit seinem "speziellen" Elektriker dafür gesorgt, dass wir völlig unnötiger Weise einen neuen Zählerschrank eingebaut bekommen haben, der obendrein nicht für einen zweiten (separaten) Heizstromzähler ausgelegt war. Resultat, nachdem ich auf die Barrikaden gegangen bin: Wir müssen einen zweiten kleineren Zählerschrank kaufen, der direkt neben dem neuen Zählerschrank (in dem der Zähler unseres "alten" Zählerschrankes montiert ist) montiert wird. Aus meiner Sicht dient sowas (nicht nur) zur Verschleierung des echten Energiebedarfs bzw. des Wirkungsgrades (JAZ). Also: Achtet darauf, dass Ihr einen separaten Stromzähler der Stadtwerke (kein evtl. vom Elektriker empfohlener unverplombter Zwischenzähler) erhaltet. Die zusätzliche Grundgebühr (meist um die € 100,- Jahr) holt Ihr über den vergünstigten Heizstrom heraus.
Wenn Ihr die Anlage nicht bezahlen müsst, hat der Vermieter letztlich mit den (Folge-)Probleme beim Heizungstausch zu tun; da könnt Ihr dann beruhigt die Füsse hoch legen. Unsere Anlage (Vitocal 250 .... A13) wurde Ende November 2023 eingebaut. Bisher hatten wir zwei große Problem-/Mängelbesprechungen, eine Neuerstellung des Fundamentes der Ausseneinheit (das wird eine never ending Story), eine Neuverlegung des Erdrohres in dem sich die Vor-/Rücklaufleitung der Ausseneinheit (incl. Strom-/Busleitung) befinden, sowie diverse Anlagenstörungen. Eine dritte Problem-/Mängelbesprechung in großer Runde steht demnächst an.
Gruß
dB-1
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