Hallo,
beim Studium der technischen Dokumentation meiner Wärmepumpe bin ich über die Begriffe "Elektrische Nenn-Leistungsaufnahme" und "Max. elektrische Leistungsaufnahme" gestolpert.
Nach meinem bisherigen Verständnis ist die Nennleistungsaufnahme eines Geräts der Wert, der im "normalen" Dauerbetrieb anzuwenden ist.
Unter einer maximalen Leistungsaufnahme verstehe ich entweder den unter ungünstigsten Umständen auftretenden Wert oder eine Obergrenze für die Streuung von Geräteparamtern einer Modellserie. Was m. E. gegen die zweite Interpretation spricht, ist die die Tatsache, dass die Werte i. A. um mehr als einen Faktor 2 größer als die Nennleistung sind.
Da beim normalen Betrieb zu Beginn eines Takts (in den ersten 25-30 Min. der Warmwasseraufbereitung) bei mir die Leistung auf Werte steigt, die sogar höher als die max. Leistungsaufnahme sind, versuche ich zu verstehen, unter welchen konkreten Umständen diese maximale Leistung benötigt wird bzw. ob hier ein Fehler vorliegt. Mein HB meint, die max. Werte können nicht erreicht werden.
Wie sind die Werte der elektr. Leistungsaufnahme bei den Viessmann-Wärmepumpen (bei mir speziell der Vitocal 300-G) zu verstehen und unter welchen Betriebsbedingungen können sie auftreten?
In welchem Verhältnis sollten die Werte zur benötigten Heizlast (gem. DIN) eines Gebäudes stehen?
VG,
Robert
Gelöst! Gehe zu Lösung.
>>Oder anders gefragt: Warum sollte man bei einer Heizlast von 7,5 kW und einer Primärkreis-VL-Temperatur von 10 °C eine max. Wärmeleistung von 20 kW (bei meiner C16) bereithalten?
weil Heizungsbauer gerne WP verkaufen die 50-100% zu groß für das Haus des Kunden sind, um für sich die max Förderung abzuschöpfen und den Umsatz zu steigern.
Leider.
Hoffentlich hört diese %tuale Förderung bald auf und auf ein sinnvolles Modell umgestellt
Nur mal so pauschal erklärt: Viele WP Leistungen kann man als "Fake" sehen weil sie mit Durchlauferhitzer beworben werden.
Du musst grundsätzlich zwei Leistungen trennen:
Nominal-Leistung vom Verdichter = ODU und dann die Heizleistung des DLE in der IDU.
Wird eine WP mit bspw. 12 KW beworben, so ist der Interessent gut beraten die Nominale Verdichterleistung zu hinterfragen - die beträgt dann in vielen Fällen nur ca. 9Kw. Die 12Kw im Prospekt wurden durch den 3Kw DLE "geschönt" .
@VRE schrieb:Da beim normalen Betrieb zu Beginn eines Takts (in den ersten 25-30 Min. der Warmwasseraufbereitung) bei mir die Leistung auf Werte steigt, die sogar höher als die max. Leistungsaufnahme sind
Mein HB meint, die max. Werte können nicht erreicht werden.
Die max. el. Leistungsaufnahme ist auch die Anschlussleistung. Die kann erreicht werden, sollte/darf aber nicht überschritten werden. Bei einem "Dauerläufer" wie einer WP kann das auch eine Dauerleistung sein, wenn die WP mit 100% Leistung im Dauerbetrieb läuft.
Es gibt dann auch doch die el. Leistungsaufnahme bei bestimmten Randbedingungen (z.B. "W10W55"), das ist dann eine im Dauerbetrieb aufgenommene el. Leistung bei dieser Randbedingung.
Die Nennleistung ist in den Produktdatenblättern normalerweise die Nennwärmeleistung, also die im Dauerbetrieb erreichbare maximale Wärmeleistung, die "erzeugt" bzw. abgegeben wird. Auch bei dieser sind normalerweise die Randbedingungen (z.B. W10W55) angegeben für die der jeweilige Wert gilt.
Beim überfliegen der Produktdatenblätter habe ich auch nirgendwo "Elektrische Nenn-Leistungsaufnahme" gefunden dafür steht da überall an diversen Stellen "Nenn-Wärmeleistung". Kann natürlich sein, dass das trotzdem irgendwo steht und ich das übersehen habe, dann ist das vermutlich aber auch eine Dauerleistung.
@VRE schrieb:Wie sind die Werte der elektr. Leistungsaufnahme bei den Viessmann-Wärmepumpen (bei mir speziell der Vitocal 300-G) zu verstehen und unter welchen Betriebsbedingungen können sie auftreten?
In welchem Verhältnis sollten die Werte zur benötigten Heizlast (gem. DIN) eines Gebäudes stehen?
Für die Heizlast ist nicht die el. Leistungsaufnahme relevant, sondern die erzeugte/abgegebene Wärmeleistung der Wärmepumpe. Grob vereinfacht kann man sagen, dass die Wärmeleistung der WP ungefähr mit der Heizlast übereinstimmen sollte (es gibt da noch mehr zu beachten, um eine Wärmepumpe optimal an ein Gebäude anzupassen, aber es geht erstmal ums Prinzip).
P.S. Als Beispiel: Die Randbedingung "B0W35, 5 K Spreizung" heißt: Bei einer Sole-Temperatur von 0 Grad Celsius "erzeugt" die WP 35 Grad warmes Wasser im Vorlauf (bei einem Rücklauf von 30 Grad) und hat dann die angegebene abgegebene Wärmeleistung und die angegebene el. Leistungsaufnahme.
@Küstenpumpe schrieb:Nur mal so pauschal erklärt: Viele WP Leistungen kann man als "Fake" sehen weil sie mit Durchlauferhitzer beworben werden.
Wird eine WP mit bspw. 12 KW beworben, so ist der Interessent gut beraten die Nominale Verdichterleistung zu hinterfragen - die beträgt dann in vielen Fällen nur ca. 9Kw. Die 12Kw im Prospekt wurden durch den 3Kw DLE "geschönt" .
Ich weiß nicht, worauf Du Dich beziehst. Aber bei der 300-G (und auch der 250-A) - andere habe ich mir nicht angeschaut - wird die angegebene Leistung der Wärmepumpe nicht durch einen Durchlauferhitzer geschönt und die Leistung des Durchlauferhitzers kommt zusätzlich noch zur Leistung der jeweiligen Wärmepumpenangaben hinzu.
Beispiel: die 301.C06 hat laut Prospekt bei B07W35 eine Nennwärmeleistung von 4,2 KW und sie hat einen Heizwasser-Durchlauferhitzer von 9KW, kann also bei diesen Betriebsbedingungen 13,2 KW Wärmeleistung erzeugen wenn der Heizstab mit eingeschaltet wird.
von welcher Vitocal 300-G sprichst du?
ein neues Modell mit Inverter, oder ein altes mit On/OFF Verdichter.
Vitocal 300-G BWC 301.C16 von 2024, d.h. neueres Modell mit Inverter
Meine Frage bezieht sich auf die beiden im Bild gekennzeichneten Anlagenparameter (aus techn. Dokumentation, BWC301.C06)
Mir geht es ja darum, ob die Anlage "dauerhaft", d. h. an extrem kalten Tagen (-11,5 °C), wie sie für die Heizlastberechnung zugrunde gelegt werden, mit 100% gefahren werden kann, oder ob selbst unter diesen Bedingungen noch eine Reserve in der Wärmeleistung von (Max. Wärmeleistung - Nenn-Wärmeleistung 😃 ca. 5 kW übrigbleiben muss.
Oder anders gefragt: Warum sollte man bei einer Heizlast von 7,5 kW und einer Primärkreis-VL-Temperatur von 10 °C eine max. Wärmeleistung von 20 kW (bei meiner C16) bereithalten?
Die Nennwärmeleistung ist ein Wert im mittleren Teillastbereich.
Den kann der Hersteller, so viel ich weiss, selbst definieren. Er wir einen Wert mit guten COP nehmen.
Damit geht es auf den Prüfstand im Labor.
Die max Leistungsaufnahmen wird bei WW Bereitung bzw. hoher Verflüssigungstemperatur benötigt.
Ähnlich wenn du einen Rennradreifen mit 8 bar aufpumpen möchtest.
Werte anbei.
Ich hoffe das erklärt die Frage.
Worauf ich mich beziehe ? Auf 90% aller am Markt angebotenen WP.
Meine bspw. wird mit 11,6 Kw beworben, auf dem Verdichter steht 8,2 Kw nominal, die Type lautet D09 (Großzügig nach oben gerundet) .
Die Differenz der Leistung kommt vom DLE. Es gibt also zwei Leistungsaufnahmen. Diejenige die man logischweise ausschließlich für Betrieb WP verwenden sollte ist die geringere Angabe.
Was on Top kommt ist im Grunde Augenwischerei, primitiveste Wärmeerzeugung, muss aber bei der maximalen Leistung für die Gesamtanlage einberechnet werden.
Daher ev. zwei Leistungsangaben ?
1x WP - die man schließlich kauft
und
1x Primitiver Blödsinn, eher nur als Backup für defekten Verdichter ?
Beide addiert = Gesamte Leistungsaufnahme.
Als mündiger Kunde in der Planungsphase sollte man diese Unterschiede bei der Wärmeerzeugung kennen - natürlich "COP buchstabieren" können...
>>Oder anders gefragt: Warum sollte man bei einer Heizlast von 7,5 kW und einer Primärkreis-VL-Temperatur von 10 °C eine max. Wärmeleistung von 20 kW (bei meiner C16) bereithalten?
weil Heizungsbauer gerne WP verkaufen die 50-100% zu groß für das Haus des Kunden sind, um für sich die max Förderung abzuschöpfen und den Umsatz zu steigern.
Leider.
Hoffentlich hört diese %tuale Förderung bald auf und auf ein sinnvolles Modell umgestellt
Nur damit ich das richtig verstehe, dann würde die Vitocal 250 A mit 19KW diese Leistung nur mit dem Heizstab erreichen? Lustig erst gestern stand ich noch vor der besagten Anlage, die machte aber komischerweise auf Vollast inkl. Heizstab 28KW thermisch. Vermutlich sind das aber auch nur Fake Angaben die ich durch meine rosa Brille gesehen habe.
@VRE schrieb:Meine Frage bezieht sich auf die beiden im Bild gekennzeichneten Anlagenparameter (aus techn. Dokumentation, BWC301.C06)
Ok. Aus dem Diagramm wird der Zusammenhang deutlich. Das Diagramm zeigt den Modulationsbereich der WP. bei verschiedenen Temperaturen/Arbeitspunkten. Beispiel: B0W35: (W = Vorlauftemperatur = 35 Grad, B = Soletemperatur = 0 Grad): Die Anlage hat bei diesen Temperaturen bei Mindestleistung eine el. Leistungsaufnahme von 0,43 kW, bei Maximalleistung 2,08 KW und bei optimaler, energieeffizientester, mittlerer Leistung (wie auch immer das von Viessmann ermittelt wird) eine el. Leistungsaufnahme von 0,91 kW. Was man auch daran sieht, dass bei dieser "mittleren Leistung" der COP jeweils am höchsten ist.
Ergänzung: Das heißt natürlich nicht, dass die Anlage tatsächlich mit ihren Momentanwerten so weit runtermodulieren kann. Es gab dazu hier im Forum eine größere Diskussion zur 250-A, bei der rauskam, dass die Prüfbedingungen der Norm es erlauben einen Mittelwert anzugeben in den z.B. auch Enteisungs-Zyklen eingerechnet werden dürften - womit man die Mindestleistung "anhübschen" (also als niedriger angeben) kann.
@Küstenpumpe schrieb:Worauf ich mich beziehe ? Auf 90% aller am Markt angebotenen WP.
Auf "90% aller am Markt angebotenen WP" bezog sich die Frage von Robert allerdings nicht.
@Küstenpumpe schrieb:Meine bspw. wird mit 11,6 Kw beworben, auf dem Verdichter steht 8,2 Kw nominal, die Type lautet D09 (Großzügig nach oben gerundet) .
Die Differenz der Leistung kommt vom DLE. Es gibt also zwei Leistungsaufnahmen. Diejenige die man logischweise ausschließlich für Betrieb WP verwenden sollte ist die geringere Angabe.
Bei den angegebenen Nenn-Wärmeleistungen geht es um die Wärme-ABGABE, nicht um die elektrische Leistungsaufnahme.
Die aktuelle Vitocal 200-S Serie wird von Viessmann aktuell mit einer Nenn-Wärmeleistung von 2,6 bis 10,4 kW beworben und in den genannten Werten sind die 8 kW Heizleistung vom Heizstab nicht enthalten.
Und bei der 201.D09 (also Deiner?) gibt Viessmann eine Leistungsregelung von 5,0 kW bis 11,6 kW an. Die 11,6 kW ist also die maximale Wärmeleistung gemessen nach EN 14511 und bei A7W35. Die Nenn-Wärmeleistung (also die beim "optimalen" COP) beträgt bei A7W35 jedoch nur 8,11 kW. Auch in diesen Werten ist die Heizleistung vom Heizstab nicht enthalten.
Die Abhängigkeiten sind nicht immer einfach lineare Formeln, sondern es hängt von vielen Kennwerten ab, weshalb zu den Anlagen auch manchmal mehrdimensionale Kennfelder angegeben werden wenn man es genau wissen/betrachten will.
Mir scheint, Du interpretierst in die Datenblätter etwas rein, was da gar nicht drin steht und regst Dich dann darüber auf.
@Küstenpumpe schrieb:Als mündiger Kunde in der Planungsphase sollte man diese Unterschiede bei der Wärmeerzeugung kennen
Da stimme ich Dir zu, aber vermutlich anders als du denkst. Denn auch hinterher sollte man versuchen, die Datenblätter korrekt zu interpretieren und beim Thema zu bleiben.
@VRE schrieb:Mir geht es ja darum, ob die Anlage "dauerhaft", d. h. an extrem kalten Tagen (-11,5 °C), wie sie für die Heizlastberechnung zugrunde gelegt werden, mit 100% gefahren werden kann, oder ob selbst unter diesen Bedingungen noch eine Reserve in der Wärmeleistung von (Max. Wärmeleistung - Nenn-Wärmeleistung 😃 ca. 5 kW übrigbleiben muss.
Für die "Norm-Außentemperatur" (ein statistischer Wert, der von den Klimadaten eines Standortes abhängt), wie sie auch als Basis der Heizlastberechnung genutzt wird und für die dafür ermittelte Vorlauftemperatur der Heizungsanlage (Auslegungstemperatur) sollte die Wärmepumpe mit 100% Wärmeleistung (also ohne den Heizstab zu nutzen) ausgelegt werden. Für die wenigen Tage im Winter, in denen es statistisch gesehen kälter ist, wird dann der Heizstab zugeschaltet.
Man kann auch überlegen, die Wärmepumpe etwas kleiner zu dimensionieren und den Heizstab bei der Norm-Außentemperatur (sind statistisch oft auch nur wenige Tage im Winter) schon einschalten zu müssen - das kann sich rechnen, weil die WP dann in der Übergangszeit viel weniger taktet. Das muss man aber genau abschätzen können und dafür braucht es Erfahrung.
Aber weil viele Heizungsbauer es von Gas-/Ölheizungen her so kennen, da noch Leistungsreserven einzubauen und die Anlagen lieber etwas zu groß zu dimensionieren, machen die das blöderweise auch bei WP - zum Nachteil des Kunden.
Ist die Heizung unterdimensioniert und werden die Räume zu kalt, meldet sich der Kunde beim HB und der HB hat ein Problem/Arbeit. Ist die Heizung überdimensioniert, sind die Räume schön warm und der HB hat seine Ruhe (es stört ihn eher nicht, dass der Kunde dann zu hohe Stromkosten hat, sind ja nicht seine Kosten).
Danke es wird klarer. Ich bin da irgendwo falsch abgebogen....
Nennwärmeleistung, maximale Leistungsaufnahme, (Anschlusswert) kommen langsam klarer rüber.
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