Abgesenkter Betrieb, Zeitschaltlisten

[lalu911]

Hallo.

Mein Frage lautet: kann bei einer WP Anlage Vitocal 242S mit Solar Vitosol 200 F (Fussbodenheizung), die Einstellung "Abgesenkter Betrieb" im Menü Heizen zu Störungen, Defekten oder Ausfällen an der Anlage oder am Kompressor führen?
Des Weiteren gibt es im Menü auch Zeitschaltlisten. Wozu sind diese da und führen Zeiten, vom ökonomischen Sinn mal abgesehen, zu Beinträchtigung oder Störung der Anlage oder des Kompressors?

Gruß Lutz

[Flo_Schneider · Accepted solution]

Hallo lalu911,

die Einstellung eines abgesenkten Betriebes führt lediglich zu einer Herabsetzung des Temperatursollwertes. Dadurch kann es zu keinem Schaden am Kompressor oder anderen Komponenten des Kältekreises kommen. Ob es bei einer Fußbodenheizung Sinn macht, musst du für dich selbst beantworten. Da die Anlage sehr träge ist, muss dies bei einer eventuellen Einstellung der abgesenkten Zeiten mit berücksichtigt werden.

Viele Grüße °fl

[lalu911]

Hallo Flo_Schneider,

beste Dank für deine Antwort. Kannst du mir auch zum 2.Teil meiner Frage eine Antwort geben?
Wozu dienen die Zeitschaltlisten für Heizen, wie auch für Warmwasser und könnten dort eingestellte Abschaltzeiten auch zu Störungen der Anlage, oder zu Schäden am Kompressor oder anderen Anlagenteilen führen?
Sinn oder Wirtschaftlichkeit ist erst einmal zweitrangig. Man könnte ja zum Beispiel für die Warmwassergewinnung Tagsüber Abschaltzeiten einstellen, weil das Warmwasser über die Solaranlage erzeugt werden soll und nicht über die WP.

Viele Grüße Lutz

[Flo_Schneider]

Das Einstellen von Schaltzeiten dient dazu, den Betrieb der Wärmepumpe auf die persönlichen Komfort- bzw. Beheizungswünsche anzupassen. Warum sollte es durch eine nicht eingestellte Warmwasserbereitung zu Schäden am Verdichter kommen?

Vielleicht kannst du mir den Hintergrund deiner Frage etwas genauer erläutern.

Viele Grüße °fl

[lalu911]

Hallo,
Hintergrund ist der, dass unsere Anlage auf den Fehler A9 (Nachts 23:38 Uhr) ausgestiegen ist. Unsere Sanitärfachfirma hat in die Zeitschaltliste für Warmwasser und Heizung geschaut. Im Heizungsbereich war von mir 22:30 bis 24:00 Uhr abgesenkter Betrieb eingestellt, damit man um diese Uhrzeit nicht das volle Arbeitsgeräuch des Verdichters hört. (Anlage steht auf dem Dach, darunter Schlafzimmer). In der Zeitschaltliste für WW waren Abschaltzeiten hinterlegt. Nun behauptet der Chef der Firma nach Rücksprache mit der Fa. Vissmann, dass diese Abschaltzeiten wahrscheinlich schuld für die Störungen sind. Ich konnte es so nicht nachvollziehen, bin aber auch nicht voll der Sanitärexperte. Es wurde dann noch gesagt, dass durch Abschaltzeiten und abgesenkten Betrieb irreparable Schäden an der Anlage entstehen können und man weder im Absenkbetrieb noch mit Abschaltzeiten arbeitet. Für mich so nicht Plausibel, da die Fa. Vissmann im Programm die Möglichkeit gibt diese Einstellungen vorzunehmen, wenn tatsächlich deswegen Schäden entstehen sollten wäre das ja dann vorsätzlich von der Fa. Vissmann gemacht. Das kann ich mir nicht vorstellen. Aussage von der Sanitärfirma, wenn der Verdichter arbeitet und es kommt eine Abschaltzeit und die Anlage geht plötzlich aus, dann weiß der Verdichter nicht wohin mit der Wärme und es kommt zu Schäden. Ob die Fa. Vissmann tatsächlich diese Thesen so an unsere Fachfirma weitergegeben hat kann ich aber nicht überprüfen und muss das glauben was mir gesagt wird.
Sicherlich ist es günstiger die WP kontinuierlich in Betrieb laufen zu lassen, aber manchmal macht es aber auch Sinn in den Zeitschaltlisten was einzustellen. Wozu wurde sonst die Möglichkeit durch den Hersteller für den Endkunden geschaffen.
Dir ein angenehmes Wochenende.
Beste Grüße Lutz

[Flo_Schneider]

Hallo Lutz,

ist der Verdichter in Betrieb und es kommt zu einem reduzierten Betrieb, wird die Solltemperatur herabgesetzt. Ist diese in dem Moment überschritten bzw. erreicht, schaltet sich der Verdichter einfach ab. Aufgrund der Nachlaufzeit der Sekundärpumpe wird auch die überschüssige Wärme weggefördert. Sollte währenddessen die Mindestlaufzeit noch nicht abgelaufen sein, bleibt der Verdichter noch solange in Betrieb und schaltet danach ab. Die Sekundärpumpe bleibt auch in diesem Fall in Betrieb.

Viele Grüße °fl

[lalu911]

Hallo Flo_Schneider,

besten Dank für deine Antworten.
Ich gehe mal davon aus, dass du als Experte in dieser Community im Auftrag von der Fa. Vissman arbeitest oder sogar da angestellt bist. Kannst du mir noch folgende 2 Fragen beantworten.
Habe ich als Endkunde an meiner Anlage überhaupt die Möglichkeit, durch die mir zugänglichen Einstellmöglichkeiten, mit gewählten Einstellungen einen Schaden an Anlage oder Verdichter zu verursachen? Also auf gut deutsch: "Hätten Sie das so nicht eingestellt, würde die Anlage noch laufen."
Und als zweite Frage. Wenn ich die Errichter Sanitärfirma mit der Wartung meiner Anlage beauftrage, muss die Firma dann nach einer Checkliste der Fa. Vissmann diese Wartung ausführen und dokumentieren, oder kann die beauftragte Firma eine Wartung machen, so wie sie denkt ist es richtig. Wenn es eine Liste gibt, müssen dann auch alle Drücke der Anlage erfasst werden oder der Kompressor und Leitungen auf Dichtheit überprüft werden? Wenn es ein Protokolle und eine Checkliste dafür gibt, wo kann man diese einsehen?

Beste Grüße Lutz

[Flo_Schneider]

Hallo Lutz,

bitte entschuldige, dass du jetzt erst eine Antwort erhältst. Meine Kollegen und ich sind bei Viessmann angestellt und kennen uns mit unserem Produktprogramm bestens aus. Dabei hat jeder von uns bestimmte Produktbereiche, in welchen er sich besonders gut auskennt.

Grundsätzlich sind die Einstellmöglichkeiten, die zu einem direkten Geräteschaden führen können, durch ein Passwort geschützt. Diese zweite Codierebene sollte demnach auch nur von entsprechend geschulten Servicetechnikern aufgerufen werden.

Natürlich ist es aber auch möglich, dass ungünstige Einstellungen über mehrere Jahre hinweg zu einem vorzeitigen Verschleiß bestimmter Bauteile führen. Dies kann zum Beispiel durch eine nicht optimal eingestellte Heizkennlinie vorkommen. Wird diese zu hoch eingestellt, kann es dadurch zu einem hohen Taktverhalten und damit zu sehr kurzen Laufzeiten kommen. Für die Lebenszeit des Verdichters sind viele kurze Einschaltungen eher nicht so gut. Der Fachbetrieb prüft aber bei der Wartung gerade nach dem ersten Jahr die Laufzeiten und kann entsprechende Anpassungen vornehmen. Die optimale Einstellung der Heizkennlinie kann aber nur durch dich als Anlagenbetreiber erfasst werden, da du diesbezüglich deine eigenen Komfortwünsche mit einbringst. Wenn du möchtest, erkläre ich dir, wie du dabei vorgehen musst.

Der Fachbetrieb kann die Empfehlungen unserer Serviceanleitung annehmen und danach vorgehen, die Wärmepumpe zu prüfen. In welchem Intervall welche Komponenten geprüft werden sollten, ist von der Wärmepumpe, den Aufstell- und Betriebsbedingungen abhängig. Dies legt der Heizungsfachbetrieb dann entsprechend fest.

Ob der Kältekreis regelmäßig auf Dichtheit überprüft werden muss, ist von der Wärmepumpe abhängig. Wenn du mir die vollständige Herstellnummer gibst, kann ich prüfen, ob deine Wärmepumpe einer bestimmten regelmäßigen kälteseitigen Überprüfung unterzogen werden muss.

Viele Grüße °fl

[lalu911]

Hallo Flo_Schneider,
vielen Dank für deine Ausführliche Beantwortung meiner Fragen.
Dafür mal ein dickes Lob. Das es etwas gedauert hat ist kein Problem.
Dein Angebot für eine Erklärung für die optimale Einstellung der WP nehme ich gern an.
Eine Frage zur Anlage habe ich noch.
An den sonnigen Tagen, wo die Solaranlage das Warmwasser erwärmen soll, wäre es da sinnvoll für die WP eine Abschaltzeit einzustellen, damit diese nicht vorrangig läuft, oder regelt die Anlage das selber so, dass bevorzugt Solar "Warmwasser" genommen wird, ehe die WP anläuft?

Bezüglich der Dichtheitsprüfung hier die Herstellernummer.
7502081401061106
Ich hoffe sie ist richtig, ich habe sie von dem Typenschild auf der Oberseite der Anlage abgeschrieben.
Kann diese Dichtheitsprüfung durch den Errichterbetrieb (auch Firma mit unserem Wartungsvertrag) vorgenommen werden, oder muss dies der Vissmann Kundendienst durchführen?
Dir eine schöne Osterzeit.

Beste Grüße Lutz

[Flo_Schneider]

Hallo Lutz,

für die Solaranlage gibt es eine Nachheizunterdrückung, damit die Wärmepumpe bei Solarertrag nicht unnötig den Warmwasserspeicher aufheizt. Diese ist standardmäßig auf 5K eingestellt. Das bedeutet, dass die eingestellte Warmwassersolltemperatur um 5K herabgesetzt wird.

Eine regelmäßige nachweisliche Dichtheitsprüfung bezüglich des Kältekreises entfällt an deiner Anlage. Deine Wärmepumpe ist mit 2,15kg des Kältemittels R410A gefüllt worden. Bei der Inbetriebnahme wurden aufgrund der Länge der Kälteleitung 150g nachgefüllt. Die 2,3kg R410A ergeben einen CO2-Äquivalent von 4.802,40kg. Ab 5t wäre eine jährliche Überprüfung verpflichtend.

Für die optimale Einstellung der Heizkennlinie solltest du als erstes die in deinem Hauptwohnraum gewünschte Raumtemperatur als Raum-Soll-Temperatur an deiner Wärmepumpenanlage einstellen. Anschließend stellst du die Raumregler in den zu beheizenden Räumen auf den höchsten Wert ein, damit sie immer offen sind. Jetzt musst du beobachten, ob es dir zu warm bzw. zu kalt wird. Je nach dem bei welcher Außentemperatur du dies feststellst, muss das Niveau oder die Neigung der Kennlinie entsprechend angepasst werden. Unter dem nachfolgenden Link findest du Hinweise dazu, wann du was ändern solltest. Diese Einstellungsoptimierung solltest du mindestens über einen kompletten Winter mit Übergangszeiten hinweg vornehmen. Achte aber auch darauf, ob sich der Raum durch äußere Einflüsse aufgewärmt haben könnte. In dem Fall sollte die Kennlinie nicht angepasst werden. Wenn du damit fertig bist, stellst du alle Raumregler auf die gewünschte Raumtemperatur ein. Dies ist notwendig, damit gerade bei durch äußere Einflüsse aufgeheizten Räumen die Ventile zugefahren werden und somit der Raum nicht noch zusätzlich aufgeheizt wird.

http://www.viessmann-community.com/t5/Innovations-Blog/Das-Viessmann-Heiztechniklexikon-H-wie-Heizke...

Viele Grüße °fl