Hallo,
da Viessmann wie immer nichts dazu sagt, hier mal eine Ansicht im ViGuide pro:
Da Viessmann auch weiterhin keine Dokumentation zu dieser Einstellmöglichkeit zur Verfügung stellt, ist es schwierig, über die Auswirkungen dieser Codieradresse eine Aussage zu treffen. Vorhanden ist sie jedenfalls.
Über das Fehlen dieser Einstellmöglichkeit habe ich Viessmann bereits kurz nach Erscheinen der E3-Plattform informiert (sogar persönlich vor Ort) und musste dort das gleiche Erstaunen und Kopfschütteln bemerken. Und auf meinen Einwand, das ich bei Inbetriebnahmen die Adresse 90 (bei der "alten" Regelung) immer anpasse wurde mir gesagt, da wäre ich wohl einer der wenigen, die das tun.
Viessmann weiß also schon sehr lange, das ein Verstellen dieses Parameters durchaus ein berechtigter Wunsch ist. Muss man aber nicht erfüllen .....
Moin @Erwin !
Ja, das mit der 'thermischen Konstante' des Hauses ist so eine Sache, und sie wird ja auch von vielen Leuten nicht richtig verstanden, und ist deshalb ja nicht ganz unberechtigt ein 'etwas geschützter' Parameter. Nichts deto Trotz ist es ein wichtiger Parameter, der auch einstallbar sein muss, damit die Regelung richtig funktioniert.
Die Sache verhält sich ja so (du weisst das, aber vielen Leuten ist das eben nicht bewusst, deswegen hier nochmal):
Links ist die Aussentemperatur, rechts ist der zu temperierende Wohnraum und dazwischen ist die Aussenwand mit Isolierung. Das Ganze verhält sich (angenähert) wie ein Tiefpass 1. Ordnung (Physik, Exponentialfunktion, die Zeile unten ist die Realsierung eines solchen in einem digitalen System (witterungsgeführte Heizungssteuerung)). Der Faktor ist das, was man mit dem Parameter für die Dämpfung einstellt.
Ich nehme immer gern das Beispiel Bauwagen mit Wellblechwand gegenüber Styropor-Beton-Bunker Neubau.
- Wellblech-Bauwagen: Der Faktor ist sehr klein. Wenn sich draussen die Temperatur ändert, muss drinnen die Vorlauftemperatur nahezu unmittelbar reagieren.
- Styropor-Beton-Bunker Neubau: Der Faktor ist sehr groß. Wenn sich draussen die Temperatur ändert, passiert an der Innenseite der Aussenwand zunächst einmal nahezu garnichts. Das liegt zum einen an der dicken Isolierung, die die Temperaturänderung kaum durchlässt, und zum anderen an der großen thermischen Masse der dicken Betonwand, die sehr träge auf eine sich ändernde Temperatureinwirkung reagiert.
Die meisten unserer realen Häuser liegen irgendwo dazwischen. Bei einem Altbau mit Fassadendämmung liegt der Faktor schon höher als bei einem Altbau ohne Fassadendämmung, bei einem Holzhaus liegt der Faktor neidriger als bei einem Steinhaus mit vergleichbarer Isolierung (-> thermische Masse).
Viele Leute haben jetzt die irrige Vorstellung, dass bei ihrem Haus bei sich ändernder Aussentemperatur die Vorlauftemperatur sofort proportional reagieren müsste, und um das zu erreichen, stellen sie den Faktor ein, als würden sie in einem Wellblech-Bauwagen wohnen.
Fakt ist, dass meiner Meinung nach die Default Einstellung 1280 Minuten = ~21 Stunden in vielen Fällen (bei vielen Häusern) zwar zu hoch ist, aber es sich bei den allermeisten Häusern trotzdem nicht um Gebilde mit Wellblech-Bauwagen Charakteristik handelt.
Ich habe für mein 1933 Wohnhaus mit doppelter Rotziegel(hohl)wand mit 7cm ausgeblasenem Zwischenraum nach längerem Experimentieren 960 Minuten eingestellt.
Zum Verständnis: Nach der Dauer von 1 Zeitkonstante ('Faktor') wäre die Innenseite der Aussenwand einer schlagartigen Temperaturänderung dieser zu 63% gefolgt (wenn nicht dagegen angeheizt wird).
Also angenommen, es war draussen im Sommer wochenlang Tag und Nacht 30°C, und plötzlich fällt die Temperatur auf konstant 20°C, dann ist meine Innenseite der Aussenwand nach 960 Mintuten = 16 Stunden um 6,3°C kühler geworden auf 23,7°C
Das ist natürlich alles Theorie, es hat nie konstant über Wochen eine gleiche Temperatur, die sich schlagartig um 10°C ändert, aber das Modell funktioniert trotzdem. Das ist ein Grundsatz bei Ausgleichsvorgängen. Darin nicht berücksichtigt ist, dass ein normales älteres Haus nich 'Blow-Door-dicht' ist, und sich die Aussentemperatur auch noch auf andere Weise (bsw undichte Fenster und Türen) nach innen schleicht.
Denkt bei der Einstellung der Dämpfung aber daran, dass ihr nicht in einem Bauwagen wohnt 🙂
Hallo @HerrP ,
besten Dank für Deine Erläuterungen. Diese "gedämpfte" Außentemperatur hat halt doch eine recht große Auswirkung auf das Heizverhalten der Anlage und wird trotzdem von Vielen völlig ignoriert. Leider!
Für meinen Geschmack war das "Versteck" dieses Parameters bei der alten Vitotronic völlig ausreichend und somit für jeden, der da ran wollte, erreichbar. Jetzt ist es dem Zugriff fast komplett entzogen, da die Pro-Version wohl kaum jemand käuflich erwerben wird.
Das muss im Übrigen der Fachhandwerker tun und er bekommt dafür auch die Rechnung von Viessmann. Inwieweit er das dann an den Kunden weiterreicht ist sein Problem.
Ich nutze diese Möglichkeit vor allem für die Überwachung neuer oder problematischer Anlagen, da ich deutlich mehr Daten zur Verfügung habe. Allerdings ist auch hier wieder Wunsch und Wirklichkeit bei Viessmann weit voneinander entfernt. Denn es ist eher unwahrscheinlich, das hier
ab 17.00 Uhr der Verdichter und der Ventilator permanent mit der gleichen Drehzahl laufen. Die gelb markierte Bemerkung oberhalb des Diagramms erscheint übrigens immer, wenn man die Auflösung auf 1 Minute stellt, unabhängig welchen Zeitabschnitt man wählt.
danke für die Info zu wie wer an die Möglichkeiten der 'Pro-Version' dran kommt! Ist die grundsätzliche Nutzung des Tools (das Account für den Log-in) eigentlich auch noch mal kostenpflichtig für den Fachhandwerker?
hihi, ja, Viessmanns Kontinuität und Aktualität bei den übermittelten Daten ist ja nicht nur einmal ein Thema (von Kritik) in diversen Threads gewesen.... Ich vermute mal, da war die Übertragung abgebrochen (oder es wurden irgendwelche Wartungsarbeiten in der Cloud durchgeführt oder sonstwas) und die letzten eingesammelten Werte wurden einfach als weiter gültig angenommen. Beim Lüfter zuckt ja auch nichts mehr.
Was mir noch einfällt... Was im Eröffnungsbeitrag steht ist nicht gaaanz richtig. Die Berechnung des Vorlauftemperatursollwertes geschieht nicht anhand der gedämpften Aussentemperatur, sondern anhand der gemischten Aussentemperatur (jedenfalls bei den 'alten' Thermen und ich wüsste nicht, warum man das ändern sollte). Die wiederum setzt sich zusammen aus 70% gedämpfter und 30% aktueller Aussentemperatur, also
ATgem = ATged * 0,7 + AT * 0,3
Mit dieser gemischten Aussentemperatur kann man zu jedem Zeitpunkt in die Formel gehen und es passt bis hinter's Komma. Wenn man genau hinschaut, steht das da auch
Grüsse!
