Hallo zusammen,
seit 10.12.23 läuft meine neue Gasheizung mit Vitodens 100w B1HF-25, die eine 30 Jahre alte Niedertemperatur Ölzentralheizung ersetzt hat. Ich versuche derzeit, die Heizkurve zu optimieren. Momentan läuft die Heizung mit den Einstellungen Niveau 0, Steigung 1,0. Deutliche Veränderungen im Verbrauch habe ich bisher nicht festgestellt, wenn ich diese Einstellungen in einem gewissen Bereich (Niveau 0-3, Steigung 1,0-1,2) verändere, wobei die schwankenden Temperaturen in den letzten Wochen einen direkten Vergleich erschwert haben. Daten zu meinem Haus: freistehendes Einfamilienhaus BJ 1964, ca. 200 m2 beheizte Wohnfläche, Doppelverglasung, Dach isoliert, sonst keine Wärmedämmung.
Meine Fragen dazu sind:
(1) Wie viel Einsparungspotenzial ist durch Spielen an den Einstellungen realistischerweise überhaupt zu erwarten? Reden wir hier von Einsparungen im Gasverbrauch im niedrigen Prozentbereich (1-3%) oder lässt sich da mehr herausholen?
(2) Ich versuche auch herauszufinden, ob der Brennwerteffekt einigermaßen funktioniert und habe dazu das Kondenswasser mehrfach über einen Zeitraum von 24h aufgefangen. Bisher ergaben 1 m3 Gas typischerweise ca. 1 kg Kondenswasser. Ist das gut oder eher mäßig?
Vielen Dank im Voraus
Ich denke durch die Optimierung der Heizkennlinie ergibt sich ein Spareffekt in der Größenordnung von 1 bis 3%. Das würde ich genauso einschätzen. Den theoretischen Spareffekt von ca. 10%, der sich durch den Ersatz der Heiztechnik durch die Brennwerttechnik ergibt, ist bereits berücksichtigt.
Für die Optimierung der Heizkennlinie schlage ich dir das Einstellverfahren von Viessmann vor. Das sollte in jeder Bedienungsanleitung eines Vitodens stehen. Ich habe es aus der Bedienungsanleitung meines Vitodens 200W, B2HF, entnommen:
Du stellst zunächst den Raumtemperatur-Sollwert des Normalprogramms auf 20°C.
Dann wird die weitere Optimierung mit Hilfe der Heizkennlinien-Parameter "Neigung" und "Niveau" gemacht.
Das ist ein iterativer Prozess, der sich über die gesamte Heizperiode hinzieht, und der sieht so aus:
Die Einstellempfehlungen gelten nur für die witterungsgeführte Vorlauftemperaturregelung.
Um unnötige Taktungen nachts im reduzierten Betrieb zu vermeiden, würde ich den reduzierten Raumtemperatur-Sollwert auf den niedrigst möglichen Wert, also 3°C setzen. Damit sind Brenner und Pumpe nachts aus, wenn die Außentemperatur über +3°C liegt.
Bei Massivhäusern mit einigermaßen guter Dämmung sind die nächtlichen Temperaturverluste verkraftbar. Wenn es morgens etwas zu kühl sein sollte, dann würde ich das Normalprogramm etwas früher starten lassen.
Hallo MacVito,
nochmals vielen Dank für die schnelle Antwort, die +3°C Empfehlung habe ich schon auf Deinen Rat in "Neue Gastherme Vitodens 100-W, B1HF-25, Betriebsdaten normal?" umgesetzt. Das hat geschätzt 10-15% Gas eingespart. Wenn die Optimierung der Heizkurve nur 1-3% bringt, lasse ich mir damit über die ganze Heizperiode Zeit. Viel Geld geht dann ja nicht verloren. Das ist dann eher eine Frage des Wohnkomforts und weniger der Heizkosten.
MfG, HH4
Im Bezug auf Einsparung kann dir keiner einen verlässlichen Wert nennen. Da Heizen ein ganz individueller Prozess ist. Während einer vielleicht 19°C für angenehm hält. müssen es z.B. bei meiner Frau mind. 22°C sein. Im Bad noch wärmer.
Um es kurz zu machen: Am meisten spart der, welcher gar nicht heizt.:-) Ob das dann angenehm ist, steht auf einem anderen Blatt.
Um deine perfekte Heizkurve zu finden, empfehle ich Folgendes: Die Räume, welche beheizt werden sollen, alle aufdrehen. Auch die Voreinstellung. Nur Räume, welche gar nicht oder sehr selten beheizt werden sollen, am Thermostat auf Frostschutz stellen. Da du einmal bei 1 der Heizkurve angekommen bist, erstmal heizen lassen. Wird es im Referenzraum zu warm, die Heizkurve noch etwas drosseln. Immer nur schrittweise und wenigstens einen Tag warten. Irgendwann, wenn nicht schon jetzt, hast den Punkt erreicht, wo der Referenzraum geradeso die Wohlfühltemperatur erreicht. Hierbei sollte auch die eingestellte Soll-Temp. an der Therme mit der gewünschten Wohlfühltemp. übereinstimmen. Jetzt werden einige, andere Räume vermutlich zu warm sein. Hier mit der Voreinstellung am Thermostatventil den Durchfluss drosseln. Muss natürlich an jedem HK einzeln gemacht werden.
Idealerweise brauchst dann in Zukunft im Referenzraum gar keinen Thermostaten. in den anderen Räumen nur, wenn die Raum-Soll vom Referenzraum abweicht. Als Referenzraum kann man z.B. den Hauptaufenthaltsraum oder auch das Bad nehmen. Wichtig: Alle Räume müssen natürlich über dementsprechend ausreichend grosse HK verfügen. Ich kann also nicht erwarten, dass mir ein 11er HK mit 1m Länge einen 20m²-Raum vollends erwärmt. Grundsätzlich gilt auch: Je grösser der HK, desto niedriger kann die Vorlauftemperatur ausfallen. Und jedes Grad weniger in der Vorlauftemperatur spart Brennstoff und Geld. Zusätzlich steigt mit jedem Thermostaten, welchen du nicht einsetzen musst, der Volumenstrom in der Anlage.
Bei der ganzen Einstellerei sollten draussen um die 0°C und eine ruhige Wetterlage herrschen.
Am Niveau brauchst eigentlich gar nicht gross rumspielen, weil du damit vor allem den Fusspunkt der Heizung anhebst bzw. absenkst.. Soll heissen, die Vorlauftemperatur würde beispielsweise bei 0°C Aussen ebenso hoch sein, wenn es 5°C hätte. Du machst hier mit steigender Zahl aus der Kurve eher eine Gerade. An der Endtemperatur ändert sich hingegen nicht allzuviel, da diese bereits von der Heizkurve festgelegt wird.
Die Abschaltung der Heizung nachts,- sofern die Außentemperatur das zulässt -, hat nicht nur den Vorteil einer geringen Energieeinsparung. Ein weiterer Vorteil ist die Vermeidung unnötiger Heiztakte durch den Ein-/Ausbetrieb der Therme. Die Tendenz zu taktendem Betrieb nachts, infolge einer nur leicht abgesenkten Kennlinie, nimmt zu, weil aufgrund der daraus resultierenden niedrigeren Wärmeabgabe, die Therme eher aus dem Bereich der modulierenden Betriebs herausläuft.
Wenn die Heizkurve bei +10°C Außentemperatur nicht passt, weil es in den wichtigen Räumen nicht warm genug wird, dann ist ganz klar eine Anhebung des Niveaus gefordert. Das Hochdrehen der Neigung wäre in diesem Fall falsch, weil ansonsten bei niedrigen Außentemperatur, also z.B. bei -5°C, die Vorlauftemperatur dann zu hoch ausfallen würde. Das fällt dann möglicherweise noch nicht mal auf, weil die Thermostate den Temperaturanstieg wegregeln. Daher würde dann gerade an dieser Stelle Brennwerteffekt verschenkt.
Übrigens: Die Verwendung des Raumtemperatur-Sollwert anstelle des Niveaus wäre denkbar. Jedoch fällt die Anhebung der Vorlauftemperatur bei höheren Außentemperaturen, also z.B. bei +10°C, geringer aus, wie die Diagramme der Funktionsbeschreibungen im Anhang der Montage- und Serviceanleitungen zeigen.
Es gibt für mich einen weiteren Grund, weshalb ich den Raumtemepratur-Sollwert konstant auf 20°C lassen würde und die Optimierung der Heizkennlinie allein mit den Parametern Neigung und Niveau den Vorzug gebe:
Dieses Verfahren wird seit knapp 40 Jahren genau so von den großen Heizungsherstellern empfohlen und hat sich in der Praxis bewährt. In den technischen Beschreibungen von Buderus und Viessmann findet man die sinngemäß gleichen Optimierungsverfahren der Heizkennlinie.
Es gibt meines Wissens kein iteratives Verfahren zur Optimierung der Heizkennlinie mit den Parametern Neigung und Raumtemperatur-Sollwert, bei konstantem Niveau.
Die Heizkennlinienoptimierung mit Raumtemperatur-Sollwert und Niveau, bei konstanter Neigung, wäre Unsinn, weil beide Parameter eine ähnliche Wirkung haben.
Von einem Optimierungsverfahren der Heizkennlinie mit Hilfe aller drei Parameter würde ich abraten. Meines Wissens gibt es bei keinem der drei großen Heizungshersteller ein derartig beschriebenes Verfahren, wobei ich aber zugeben muss, dass ich Vaillant nicht gut kenne.
@MacVito schrieb:
@Franky
Wenn die Heizkurve bei +10°C Außentemperatur nicht passt, weil es in den wichtigen Räumen nicht warm genug wird, dann ist ganz klar eine Anhebung des Niveaus gefordert. Das Hochdrehen der Neigung wäre in diesem Fall falsch, weil ansonsten bei niedrigen Außentemperatur, also z.B. mal -5°C, die...
Davon hat er aber gar nichts geschrieben. Von daher bin ich auch nicht drauf eingegangen.
Meine Antwort resultierte im Wesntlichen aus deinen Bemerkungen:
Zitat Franky: "
Bei der ganzen Einstellerei sollten draussen um die 0°C und eine ruhige Wetterlage herrschen.
Am Niveau brauchst eigentlich gar nicht gross rumspielen, weil du damit vor allem den Fusspunkt der Heizung anhebst bzw. absenkst.. Soll heissen, die Vorlauftemperatur würde beispielsweise bei 0°C Aussen ebenso hoch sein, wenn es 5°C hätte. "
Das liest sich für mich so, als wolltest du den Parameter "Niveau" gleich ganz abschaffen.
Deshalb meine zugegeben etwas langatmigen Ausführungen.
Dss hast falsch verstanden. Ich meine damit nur,dass am Niveau sparsam gestellt werden soll. Wir hatten hier schon user,wo dss niveau bei 12 und höher stand. Und dort ist grundsätzlich was verkehrt.
Sehe ich etwas anders! Wenn die ideale, das heißt bei allen vorkommenden Außentemperaturen möglichst tief liegende Heizkennlinie nur mit Niveau = 12 erreichbar ist, dann ist das halt so.
Hinweis: Bei Viessmann geht der Niveau-Einstellbereich heute bis 40!
Ich mache daraus aber keine Ideologie: Ich empfehle stattdessen das Iterationsverfahren für Neigung und Niveau, gemäß den oben beschriebenen Viessmann-Empfehlungen. Dann ergeben sich die idealen Einstellungen für diese beiden Parameter fast von selbst.
Den dritten Parameter des Normal-Programms, den Raumtemperatur-Sollwert, würde ich aber bei 20°C konstant stehen lassen. Mit drei "Variablen" ist der Einstellprozess nicht mehr beherrschbar.