Hallo, 2021 wurde bei mir die Vitodens 333f installiert.
Erst bei der letzten Wartung im November informierte mich der Techniker, dass es ein Missverhältnis zwischen Betriebsstunden und Brennerstarts gibt.
Aktuell zeigt die ViCare App 3208 Betriebsstunden und 197.337 Brennerstarts.
Da dieses Verhältnis enorm vom Standard abweicht, habe ich den zuständigen Fachbetrieb gesondert noch einmal darauf hingewiesen. Dieser sagte mir, dass mit der Anlage alles i.O. sei und es keinen erhöhten Verschleiß geben würde, der Anlass zur Sorge geben würde. Laut Internet sind bis 10.000 Starts für eine Gasbrennwerttherme normal. Hier sind es knapp 50.000 Brennerstarts.
Was sagt ihr dazu?
um die Frage zu beantworten sollten wir erstmal die Heizkennlinie grundsätzlich verstehen:
Die Heizkennlinie beruht grundsätzlich auf 20°C. Wenn du eine Raum-Solltemperatur von 20°C eingestellt hast, und es draussen 20°C sind, muss die Heizung nicht mehr heizen und die Vorlauf-Solltemperatur ist entsprechend 20°C.
Wird es jetzt draussen kälter, z.B. 10°C (blau), dann muss die Heizung heizen, und bei der Kennlinie mit 0.6 Neigung beträgt die Vorlauf-Solltemperatur dann ca. 27°C.
0.6 Neigung bedeutet grob "pro Grad weniger Aussentemperatur als 20°C geht die Vorlauftemperatur um 0.6°C hoch (von 20°C aus gerechnet)". Das ist jetzt nicht ganz linear, sondern am Anfang etwas steiler und hinterher etwas flacher.
Die Sache (bei 20°C Soll und 20°C draussen mit 20°C Vorlauf kein Heizen) macht Sinn! Deswegen fängt man eigentlich auch mit einem Niveau von 0 an.
Das Niveau verschiebt die Kennlinie einfach parallel nach oben oder unten: mit Niveau +4 wäre die Vorlauf-Solltemperatur bei 20°C draussen schon 24°C und bei 10°C draussen schon 31°C.
Wenn aber bei draussen 20°C schon 24°C warmes Wasser durch deine Heizkörper fliesst, dann heizen sie ja zwangsläufig, was ja eigentlich garnicht nötig sein sollte, weil es gewöhnlich drinnen nicht kälter ist als draussen. Deswegen sagen deine Thermostatventile dann "ich mach hier mal zu, sonst wird es zu warm!".
Und schon kommt es zum beobachteten Zustand: Die Heizung will auf 24°C heizen, weil aber garkein Durchfluss (-> Volumenstrom!) besteht, und die Wärme nicht von den Heizkörpern abgenommen wird, ist der Kessel in nullkommanix auf 24°C, und der Brenner geht wieder aus. Dann kühlt der Kessel wieder aus, hauptsächlich dadurch, dass die Wärme durch den Schornstein abzieht (-> Abgastemperatur), und das Spiel geht von vorne los.
Wozu ist das Niveau dann da?? Dadrauf gehe ich später ein (sorry für den Roman...).
Wieviel stärker deine Heizung bei fallender Aussentemperatur heizt, stellst du mit der Neigung ein. Wenn es bei niedrigen Aussentemperaturen nicht warm genug ist, erhöhst du die Neigung, wenn es bei niedrigen Aussentemperaturen zu warm ist, verringerst du die Neigung.
Jetzt kann es aber sein, dass bei 0°C Aussentemperatur alles in Butter ist, bei 10°C draussen es aber zu kalt ist. Dann musst du ja die Neigung etwas senken, damit die Heizung bei 10°C nicht ganz so viel weniger heizt als bei 0°C.
Dann ist es aber bei 0°C draussen wieder drinnen zu kalt - das korrigierst du, indem du das Niveau erhöhst, damit es bei 10°C draussen auf eine etwas höhere, bei 0°C aber auf die gleiche Vorlauftemperatur wie vorher rausläuft.
Im Heizlexikon ist das so auf den Punkt gebracht:
Das gilt natürlich nur, wenn die Thermostatventile aufgedreht sind, so dass sie nicht da rein pfuschen! Im Umkehrschluss hiesse es ja
Raumtemperatur generell zu hoch: Niveau senken
Wenn aber die Thermostatventile verhindern, dass es überhaupt zu warm wird, drosseln sie damit den Volumenstrom, und es kommt zu dem Takten, was du ganz extrem hast (hattest).
Schau in das Heizlexikon ruhig noch mal rein https://community.viessmann.de/t5/Gas/Das-Viessmann-Heiztechniklexikon-H-wie-Heizkennlinie/td-p/1338 dann brauch ich hier nicht ganz so viel zu schreiben (was dann links rein und rechts wieder raus geht, weil es zu viel ist 😉 ) Und wenn dir was nicht klar ist, dann fragst du, und wir versuchen es zu erklären 🙂
Danke für die ausführliche Erklärung.
Ist die Empfehlung doch mit der Einstellung Niveau bei 0 zu starten?
Das muss jetzt @qwert089 sagen. Viele Wege führen nach Rom, und qwert hat mit seiner Strategie begonnen und soll damit weiter machen. Wichtig ist, dass nicht die Thermostatventile die Temperatur begrenzen.
Ob du dich dann von oben oder von unten der richtigen Einstllung näherst, ist eigentlich egal. Wichtig ist, dass du eine Linie verfolgst, weil das eben sehr träge reagiert, und wenn man da rumspringt, kann man/frau kaum die richtigen Schlüsse ziehen.
ich halte es für einfacher, wenn mit Niveau 0 begonnen wird (weil es der 20°C Theorie entsprechend logisch ist), qwert wollte wahrscheinlich nicht gleich am Anfang deinem Heizungsfachmenschen derart wiedersprechen 😉
Hallo qwert,
wie HerrP richtig schreibt, sollte nur einer den Hut aufhaben.
Deshalb warte ich auf deine Empfehlung.
HerrP, vielen Dank für die vielen nützlichen Erklärungen, die mir das alles verständlicher gemacht haben.
Du hast mit dem 934,5 die Heizkörper jetzt schon um 8K reduziert.
Jetzt würde ich im ersten Schritt nicht noch am Nivea stellen.
Warte noch 1-2 Tage.
und dann in kleinen Schritten, nicht von 3 auf 0.
Hallo qwert089,
trotz der Änderungen hat sich die Taktung bisher nicht geändert.
Es werden ca. 62 Starts / Betriebsstunde angezeigt. Die Heizkörper werden oben heiß, unten aber nur lauwarm. Der Volumenstrom liegt bei ca. 130 l/h. Den Parameter 1100.2 habe ich bisher noch nicht geändert.
Hallo @Vogelbärchen dann erhöhe die Pumpen Drehzahl in 10er Schritten. Bis du in Richtung 500 l/h kommst und beobachte dann wieder.
Wurde an den Heizkörpern ein Hydraulischer Abgleich gemacht?
Ja, bei der Installation in 2021 wurde ein hydraulischer Abgleich durchgeführt.
Den Wert werde ich erhöhen.
Hast du ein Dokument bekommen, in den die Voreinstellungen der Ventile dokumentiert sind?
Wenn ja bitte anonymisiert hier hoch laden.
Wenn nein, wäre es hilfreich, wenn du die Ventilköpfe jeweils kurz demontieren könntest und die Voreinstellungen notieren und alle Werte hier posten incl. dem Ventil-Typ
Moin,
Den Wert habe ich um 10 auf 50 erhöht.
Eine Doku habe ich nicht bekommen.
Mit Ventilköpfe meinst du die Heizkörper Regler?
Hallo qwert089,
bezieht sich die Frage nach den Ventileinstellungen auf den Hydraulischen Abgleich?
Wenn ja, müsste der Fachbetrieb doch ein Protokoll angefertigt haben. Dann würde ich den mal anschreiben, ob er mir das zusendet.
Die Einstellungen der Ventilköpfe werde ich im Laufe des Tages schicken.
Hallo,
>>Fachbetrieb doch ein Protokoll angefertigt haben.
ja wenn die Anlage damals von der Bafa befördert wurde, ist das Plicht.
>>Einstellungen der Ventilköpfe
nein nicht die der Köpfe, sondern die der Ventilunterteile.
Da gibt es eine Kerbe im Messing, du liest dort den Wert ab.

Hi, ja das meinte ich auch.
Ich habe jetzt folgende Werte abgelesen (und vorsichtshalber die Bilder angehängt):
Dachgeschoss (Büro) - 5 (da habe ich auch permanent Luft in der Heizung)
1. Obergeschoss:
- Schlafzimmer: 4
- Bad: 4
- Kinderzimmer: kann ich nicht lesen,
Keller: 4
leider werden die Dateinamen nicht mit angezeigt, deshalb die Bilder von oben nach unten:
Bild 1: Bad - 4
Bild 2: Keller - 7 (hab ich oben falsch angegeben)
Bild 3: Kinderzimmer ?
Bild 4: Schlafzimmer 4
Bild 5: Büro
hm, so wie ich das sehe sind alle VE's bei knapp 50%, nur der Keller ist bei gut 75%? ich kenne das so, dass zumindest ein Heizkörper (der mit dem größten Bedarf) auf 100% ist, sonst behindert man nur unnötig die Pumpe. Aber ich bin da auch kein Experte.
Dass alle anderen HK'er die gleiche Voreinstellung haben, ist entweder ein äusserst seltener Zufall, oder zeugt davon, dass der Abgleich wenig 'gewissenhaft' durchgeführt wurde.
Nichts desto trotz sollte das für mehr als 160 Liter/Stunde reichen, oder? und der Mischer nimmt ja ggf. auch noch was ab...
@Vogelbärchen wie ist denn der Volumenstrom jetzt bei 50% Pumpenleistung?
Ja, dass keine der Einstellung auf max steht ist komisch,
ich würde empfehlen die Einstellungen linear weiter zu öffnen, so dass das Verhältnis zu einander gleich bleibt.
oder hat das was damit zu tun, dass der Mischer noch dabei is?
wir sollten vlt erstmal schauen, ob wir bei der Pumpe grundsätzlich 'am richtigen Knopf drehen'. Bei meiner älteren Vitodens gibt es unterschiedliche Arten der Pumpenregelung, z.B. die Differenzdruck-basierte. Dabei hat der Parameter für die Leistung dann garkeinen Einfluss (meine ich). Deswegen fragte ich, ob sich mit Änderung der Einstellung überhaupt was am Volumenstrom ändert.
Der Volumenstrom liegt jetzt bei ca 170 l/h. Steigt kurz auf ca. 200 l/h wenn der Brenner startet
dann probiere mit Pumpe auf 65 % und lies wieder den Volumenstrom ab.
ich habe noch die Fachunternehmererklärung zur Förderung des Hydraulischen Abgleichs gefunden.
Das ist nach dem einfachen Verfahren A., dabei wird die tatsächliche Raumheizlast nicht berechnet.
Und dafür dann 1.700€ bezahlt.
na toll. Jetz is die Frage ob die das wirklich ermittelt haben oder einfach irgendwas reingeschrieben. 260mbar Differenzdruck (2,60m Restförderhöhe) bekommt man jedenfalls kaum bei den ursprünglichen 40% Pumpenleistung zustande.
Wenn ich das nicht völlig verkehrt sehe, sind auch Heizkreis 1 und 2 vertauscht?! der primäre Heizkreis (HK1 bei der Therme mit der dazugehörigen Kennlinie) ist immer der heissere - der mit den Heizkörpern. Andersrum geht ja kaum.
wenn bei 260mbar tatsächlich nur 300 Liter/h zustande kommen, ist das was wir sehen garnicht so abwegig.
- wie dick (bzw dünn) sind die Rohre von der Heizung (Heizkörperkreis)?
- hast du die Thermostate für die FBH eigentlich auch aufgedreht?
- wie sieht es mit der Raumtemperatur aus? ist die schon hochgegangen?